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Geschrieben von: Juan Proll am 23. Februar 2022

Die Olduvai Schlucht in Tansania: Die Wiege der Menschheit

Olduvai Schlucht

Berühmt sind Tansanias Ngorongoro Krater und die Serengeti wegen ihrer einzigartigen Tierwelt. Dass ausgerechnet zwischen diesen beiden Safari-Highlights auch noch eine UNESCO-Weltkulturerbestätte liegt, erwartet kaum jemand. Doch die Olduvai-Schlucht ist etwas Besonderes, wie der heutige Blog zeigt.

Wer auf der Strecke vom Ngorongoro Krater zum Serengeti Nationalpark unterwegs ist, kommt irgendwann am Abzweig zur Olduvai-Schlucht vorbei und entdeckt genau hier ein Monument. Auf den ersten Blick möchte man glauben, dass es sich um zwei übergroße, auf einem Sockel abgelegte Pavianschädel handeln könnte. Vielleicht ein Denkmal für ein Affenpärchen, das einst an dieser Kreuzung gestanden haben mag und auf zugeworfene Essensreste von Vorbeireisenden hoffte – aber vergeblich. Ausgehungert und kraftlos gaben sie sich ihrem Schicksal hin und verstarben hier Arm in Arm miteinander verschlungen.

Nein, erspart euch eure Tränen, denn so war es nicht. Es handelt sich zwar um Primaten, aber tatsächlich sind es großformatige Modelle fossiler Schädel zweier Vorgänger des Homo sapiens. Darf ich vorstellen: Paranthropus boisei oder im Homo habilis. Keine Ahnung, welche Eltern sich solche Namen einfallen lassen. Und fragt mich bitte auch nicht, wer jetzt wer ist. Ich weiß nur, dass sie in dieser Gegend vor etwa 1,7 bis 1,9 Millionen Jahren gelebt haben sollen. Der Abzweig an dieser Stelle führt geradewegs zu ihrem alten Wohnort und aktuellem Friedhof. Warum die Olduvai-Schlucht so besonders ist hat auch mit ihren Überresten zu tun: Sie ist eine archäologisch bedeutsame Fundstelle.

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Ort des wilden Sisals und Wiege der Menschheit

Der Name Olduvai deutet aber erst einmal nicht auf eine archäologische Ausgrabungsstätte. Okay, auch hier geht es um eine wichtige Fundstelle. Aber eine der Masai, die hier wild wachsenden Sisal entdeckten. In ihrer Sprache heißt er „Ol Tupai“. – Oder klingt es nur so? Warum dennoch überall von Olduvai-, statt Oldupai- oder Oltupai-Schlucht zu lesen ist, liegt wahrscheinlich an einem Stille-Post-Problem: Du sagst was, jemand gibt es weiter und bei der dritten Person kommt was Neues heraus. Freuen wir uns also, dass es nicht „Oweiowei“ wurde.

Den Masai wäre es vielleicht sehr viel lieber, wenn dieser Ort nur für sein Sisal interessant geblieben wäre. Stattdessen ist die Oldupai-Schlucht heute aber eines der Mekkas archäologischer und paläontologischer Pilgerrouten. Der Grund hierfür: Fossilienfunde Millionen Jahre alter Menschen- und Tierreste. Olduvai gilt als eine Wiege der Menschheit.

Die ersten Fossilien in der Schlucht entdeckte 1911 der deutsche Arzt Wilhelm Kattwinkel, der damals in dieses Land kam, als es noch deutsche Kolonie war und sich Deutsch-Ostafrika nannte. Sein Auftrag war es, die Schlafkrankheit zu untersuchen. Welche Erkenntnisse er sich dazu in der Olduvai-Schlucht erhoffte, weiß ich nicht. Aber tatsächlich schlummerte hier ein archäologischer Schatz, unter anderem die Knochen eines dreizehigen Urpferdes, das er vielleicht in einem Dornröschenschlaf wähnte.

Die steile, etwa 48 km lange und 90 m tiefe Schlucht entstand als Entwässerungskanal der östlichen Serengeti und der umliegenden Hänge des Ostafrikanischen Grabenbruchs. Das ablaufende Regenwasser spülte Unmengen der Erdoberfläche weg, formte die heute zu sehende beeindruckende Landschaft und legte über hunderttausende von Jahren auch die versteinerten Überreste alter Werkzeuge und längst ausgestorbener Lebewesen frei.

Nach so viel Auswaschungen zeigt sich jetzt auch die ultimative Antwort auf die Frage: Was macht die Olduvai-Schlucht so besonders? Nun, sie erlaubt eine virtuelle Zeitreise in die Vergangenheit, wo sich erste Entwicklungen sozialer Interaktion und gemeinschaftlicher Aktivität beobachten lassen, die ihrerseits auf eine Zunahme der kognitiven Fähigkeiten im Übergang menschenartiger zu menschentypischen Formen und Verhaltensweisen hindeuten.

Lohnt sich die Oldupai-Schlucht für Touristen?

Wer sich für die kulturhistorischen Besonderheiten der Oldupai-Schlucht interessiert, denen empfehle ich das Museum vor Ort, circa 5 km vom Denkmal an der Hauptstraße entfernt. Es befindet sich am Rand der Schlucht, eröffnet einige schöne Perspektiven und bietet eine lehrreiche Ausstellung zur Schlucht und ihrer langen Geschichte. Es präsentiert menschliche und tierische Fossilien sowie eine Reihe von Werkzeugen jener Epoche.

Die Lage unweit der Haupt-Safari-Route im Northern Circuit erlaubt bei entsprechender Planung schnell mal einen kleinen Abstecher. Interessante Aussichten, das Museum und ein Moment in eine der Wiegen der Menschheit sind der Lohn. Und wer mehr will, fährt von der Schlucht nördlich weiter zur kleinen Wanderdüne. Sie ist etwa 9 m hoch und 100 m lang. Der auffällig dunkle Sand ist vor allem aus hochmagnetischer Vulkanasche zusammengesetzt. Das hält die sichelartige Formation auch im Wind gut zusammen. Bei einer Bewegung von 17 m pro Jahr dürfte sie noch nicht allzu weit gekommen sein, wenn ihr sie erreicht.

Tansania ist voller Highlights. Die Olduvai-Schlucht ist vor allem für Freunde der Archäologie eine Besonderheit. Wir stehen gerne für Rückfragen und Unterstützung bei der Planung deiner Tansania-Reise bereit, egal ob auf einer Gruppenreise oder einer Privatsafari. Hier vor Ort wissen wir über die aktuelle Lage immer gut Bescheid. Also melde dich bei uns ! Dein Traum, unsere Expertise – Dein ganz individuelles Tansania-Erlebnis.

Autor: Juan Proll

Reisen war schon immer Juan Prolls große Leidenschaft: Drei Jahre in Lateinamerika, zwei Jahre in Südostasien und Ozeanien sowie Kurzreisen bis zu neun Monaten in Europa, Mittelamerika und Nordafrika. 2010 entschied er sich, seinen Beruf in Deutschland als Lehrer der Erwachsenenbildung und Leiter eines Kompetenzzentrums für Migrationsfragen an den Nagel zu hängen und in Südafrika Ranger zu werden. Seit 2011 ist Juan nun in Afrika unterwegs, bereiste das südliche und östliche Afrika und bestieg auch den Kilimandscharo in Tansania. Zunächst aber machte er seine Nature-Guide-Ausbildung in Südafrika und arbeitete in einem Big Five Wildreservat. Mit weiteren Ausbildungen und intensivem Selbststudium zum Cultural Guide hat Juan seitdem sein Wirkungsfeld über die Tierwelt hinaus auf Land und Leute ausgedehnt. Mitte 2013 wechselte er zu Africa-Experience und führt seitdem als Safari Guide Reisende durch Afrika. Juan ist Mitglied im Berufsverband Field Guides Association of Southern Africa.

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