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Geschrieben von: Juan Proll am 12. Januar 2022

Kann man in Tansania selbst fahren: Was sind die Vor- und Nachteile von Selbstfahrerreisen in Tansania?

Selbstfahrer Tansania

Als eine der top Safari- und Trekking-Destinationen der Welt ist der internationale Run auf Tansanias einzigartige Tier- und Bergwelt groß. Alljährlich überlegt ein kleiner Teil der Reiselustigen, ob sie lieber mit oder ohne Guide die Sehenswürdigkeiten des Landes erobern wollen. Was sind aber die jeweiligen Vor- und Nachteile? Der heutige Blog will ein paar Entscheidungshilfen beisteuern.

Fernbus Selbstfahrer Tansania

Im Jahr vor der Corona-Pandemie tummelten sich annähernd 1,53 Millionen Gäste aus aller Welt in den Nationalparks Tansanias. Ein kleiner Teil entschied sich für eine Selbstfahrer*innen-Tour. Was spricht aber dafür, nicht in einem der Land Cruiser einer geführten Safari Platz zu nehmen, so wie es die Mehrheit tut? Und liegt die große Menge derer, die ihren Guide dabei haben, so falsch? Da ich selbst Guide bin, kenne ich natürlich bestens die Vorzüge einer geführten Rundreise. Privat bin ich allerdings auch ein leidenschaftlicher Selbstfahrer. Nur in Tansania habe ich das bisher noch nicht gemacht. Ein guter Grund also, mich mal durch verschiedene Blogs und Foren zu lesen, um zu sehen, welche Erfahrungen Selbstfahrer*innen speziell in Tansania in den letzten vier Jahren gemacht haben. Das getan ist nun mein nächster Schritt, diese Erfahrungen mit einer von einem Guide begleiteten Safari zu vergleichen. Bei den geführten Touren gibt es bei uns allerdings zwei Varianten:

  1. Die zufällig zusammengesetzten Gruppenreisen für mindestens 2 bis maximal 7 Personen, die nach einem vorgegebenen Tourplan operieren.
  2. Die privat geführten Rundreisen (Privatreisen) für 1-7 Personen pro Fahrzeug, die derselben Familie oder demselben Freundeskreis angehören. Hier ist man also nicht mit fremden Menschen unterwegs und der Ablaufplan wird mit den Reisenden vor der Buchung abgesprochen.

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Im eigenen Mietwagen unterwegs in Tansania: Vorteile und Nachteile

In den nachfolgenden Zusammenstellungen habe ich die Vor- und Nachteile aufgeführt, die ich in den Blogs und Foren von Selbstfahrer*innen im Internet finden konnte. Dabei habe ich der Aktualität halber darauf geachtet, hier möglichst nur Erfahrungen der letzten vier Jahre zu verwerten:

Vorteile von Selbstfahrerreisen in Tansania:

  • Man kann bei Camping-Touren (weit begrenzter bei Lodge-Touren) im Vergleich zur Gruppenreise viel stärker nach eigenen Interessen planen: Will ich mehr Vögel oder mehr Elefanten sehen? Will ich 3 Minuten oder 3 Stunden die Löwen beobachten? Will ich einen Tag länger in diesem Nationalpark bleiben oder nicht? (Dieser Vorteil ist schwächer gegenüber einer Privatreise.)
  • Man ist nicht mit Fremden auf einer Gruppenreise unterwegs und muss sich entsprechend auch nicht mit ihnen arrangieren. (Dieser Vorteil entfällt bei einer Privatreise.)
  • Es ist abenteuerlicher – vor allem wenn man mal irgendwo so richtig allein ohne fremde Menschen ist (also auch ohne Guide).
  • Mehr Überraschungen sind möglich (allerdings nicht nur positiv, sondern auch negativ)
  • Tendenziell gibt es mehr Begegnungen mit Einheimischen in Situationen, die einem sonst der Guide abnimmt.

Nachteile von Selbstfahrerreisen in Tansania:

  • Lange Übergabezeiten der Mietwagen durch Einweisung und Besorgung von Gegenständen, die zwar auf der Inventarliste stehen, aber nicht im Auto sind. Dazu gibt es Erfahrungen wie:
    • Vermietunternehmen, die für Besorgungen in die Stadt müssen
    • Camping-Gear im Lager selbst zusammensuchen
  • Rental cars are often very expensive, and some companies even prohibit driving into the Serengeti. Sehr teure Mietwagen und manche Anbieter verbieten sogar die Fahrt in die Serengeti. Vorsicht auch bei Kilometerpauschalen nach den verfahrenen Freikilometern, die es noch teurer machen.
  • Land Cruiser mit hochstellbarer Dachluke sind erst recht kostspielig.
  • Die gesamte Tour und Route muss selbst geplant werden.
  • Teilweise schlecht ausgeschilderte private Campingplätze, weshalb ein Navi absolut wichtig und die vorherige Eingabe der Koordinaten empfehlenswert ist. Allerdings gibt es nicht immer klare Koordinaten, die das Finden erst recht schwierig machen.
  • Zeitkalkulation u. -einteilung häufig schwierig (Strecken dauern länger als geplant).
  • Starke Konzentration auf die Straßen wegen der Speedbumps, der Geschwindigkeitsbegrenzungen und der vielen Polizeikontrollen. Ebenso wegen der häufig rücksichtslosen Fahrweise anderer (insbesondere Trucks und Busse).
  • Im sandigen Flussbett festfahren oder von einem tropischen Regen überrascht werden und im Schlamm stecken bleiben passiert häufiger und kann ohne fremde Hilfe oft nicht mehr gelöst werden. Die Folge:
    • Hilfe muss angefordert werden aber das Eintreffen kann dauern.
    • Gefahr eines Funklochs für Handys auf abgelegenen Routen, wodurch kein Hilferuf abgesetzt werden kann..
  • Kleine Denkfehler aufgrund von Unwissenheit und Unerfahrenheit können gleich mehr Zeit und Geld kosten (z.B. weil Gate-Zeiten nicht eingehalten werden, oder die 24-Stunden-Regel der Eintrittstickets falsch ausgelegt wird, oder weil man die Notwendigkeit zu tanken falsch einschätzt bzw. vergisst).
  • Zeitverluste an den Gates, wenn die Bezahl- bzw. Codewahl-Technik nicht funktioniert und man nicht weiß, was man jetzt machen muss oder zu welchem Schalter man am besten geht.
  • Plätze in der Schlange am Gate sind manchmal heiß umkämpft.
  • Bei Camping-Touren muss man sich das Essen selber kochen.
  • Hohe Preise in den Supermärkten und Abzocke unterwegs.
  • Teilweise katastrophale Straßen, die man nur ungern selber fährt. (Eier sollten daher besonders sorgsam verstaut werden.)
  • Hohe Bereitschaft zur Flexibilität gefordert.
  • Finden der Tiere ist häufiger ein Zufall und wohl weniger erfolgreich als mit einem Guide. (Deswegen werden Guides unterwegs gerne mal auf Tipps angesprochen.)
  • Erhöhte Eintrittskosten pro Person und Auto im Vergleich zu Kleingruppen; So manche Reisenden verzichten deshalb besonders gerne auf den Ngorongoro Krater (obwohl eine Hauptattraktion).
  • Die erhofften Einsparungen als Selbstfahrende gegenüber einer geführten Kleingruppen-Tour stellen sich nicht wirklich ein. Häufig ist das Gegenteil der Fall und eine geführte Tour wäre günstiger oder zumindest nicht teurer gewesen.
Kochen Camping Selbstfahrer Tansania

Was beim Lesen über die Erfahrungen von Selbstfahrer*innen in der Auflistung oben auffällt, ist die gewaltige Übermacht der Nachteile. Daraus machen die meisten Selbstfahrer*innen auch keinen Hehl. Doch immer wieder findet sich bei ihnen eine qualitative Abwägung, welche den wenigen genannten Vorteilen eine viel größere persönliche Bedeutung geben. So ist es für viele insbesondere der Abenteuerfaktor, der alles andere in eine immer noch „lohnenswerte“ Perspektive rückt.

Wer sich also von den vielen möglichen Nachteilen – man kann ja auch Glück haben – nicht abschrecken lassen will, sollte meiner Einschätzung nach unbedingt auf Folgendes achten:

  • Stellt bei der Übernahme des Mietwagens kompromisslos (!) sicher, dass er sich in einem guten Zustand befindet. Vom ADAC zum Beispiel lässt sich im Internet sehr einfach eine Checkliste für die Übernahme eines Mietwagens finden. Eine Panne im Nationalpark kostet Zeit und Geld, denn es ist unwahrscheinlich, dass euch entstehende Nationalparkkosten für einen pannenbedingten Extra Tag von der Mietwagenfirma zurückerstattet werden.
  • Achtet ebenfalls darauf, ein Navi oder eine zuverlässige App für das Handy mit aktuellem Kartenmaterial an Board zu haben. Als Empfehlungen werden immer wieder Tracks4Africa, PocketEarth und maps.me genannt. Die Beschilderungen im Park sind bescheiden und häufig nicht mehr existent je mehr man sich von den Hauptverkehrsadern entfernt. In der Serengeti findet ihr zwar ganz sicher viele Zebrastreifen. Nur sind sie hier leider kein Anzeichen gut organisierter Straßenführung, sondern allein Ausdruck der weiten Wildnis.
  • Wichtig ist auf jeden Fall auch ein einsatzfähiges Handy. Wenn ihr zu zweit unterwegs seid, dann ist es gut, gleich zwei Handys zu haben. Eines davon sollte auf jeden Fall eine lokale SIM-Card haben, um die lokalen Netzwerke besser nutzen zu können. Gerade wenn ihr irgendwo in der Pampa steckt, erhöhen zwei Handys die Chance, dass eines der beiden bei schwachem bis gar keinem Empfang doch ein Signal aufgreift.
Lagerfeuer Camping Selbstfahrertour Tansania

Die Vor- und Nachteile einer geführten Reise in Tansania

In der folgenden Tabelle habe ich alle eigenen Erfahrungen aus den Rückmeldungen zahlreicher Gäste zusammengefasst, mit denen ich in den letzten Jahren auf zufällig zusammengesetzten Gruppenreisen oder auf privat geführten Rundreisen unterwegs war:

Nachteile von geführten Safaris in Tansania:

  • Alles ist durch detaillierte Planung und Organisation sehr viel „abgesicherter“. So ist der Erlebniswert zwar immer noch sehr hoch aber nicht mehr ganz so „abenteuerlich unberechenbar und unvorhersehbar“ wie auf einer Selbstfahrer*innen-Reise.
  • Unterschiedliche Interessen müssen berücksichtigt werden: die einen wollen zum Beispiel vor allem Vögel, die anderen die Big 5. (Dieser Nachteil entfällt bei einer Privatreise oder schwächt sich zumindest stark ab.)
  • Man ist nur mit Glück auf einer Gruppenreise allein unterwegs, hat ansonsten immer Fremde um sich. Mindestens ist aber immer der Guide als fremde Person dabei.

Vorteile von geführten Safaris in Tansania:

  • Bestmögliche Wartung der Land Cruiser ist garantiert.
  • Die Gruppenreise ist in der Regel für die einzelnen Teilnehmer*innen preislich günstiger als bei Selbstfahrer*innen-Reisen mit 1-3 Personen.
  • Privatreisen lassen sich sehr viel individueller mit den Reisenden planen und liegen preislich ab 4 Personen nur noch gering höher als auf einer Gruppenreise (gleiche Route und Unterkünfte vorausgesetzt).
  • Im Tourpreis enthalten ist immer die beste Wagenkategorie: ein geräumiger Land Cruiser mit garantierten Fenstersitzen und Hochstell-Dach für einen 360° Panoramablick.
  • Von Anfang an ist klar, welche Kosten auf jeden Fall abgedeckt sind und welche konkret noch offenstehen.
  • Planung und Durchführung der Safari wird einem abgenommen. Das entspannt schon vor dem Urlaub.
  • Während der Reise werden die Gäste von den meisten Entscheidungen „befreit“, was vor allem Entscheidungsträger*innen aus entsprechenden Berufen häufig als sehr angenehm empfinden.
  • Statt selbst zu fahren, kann man sich zurücklehnen und die Aussicht genießen. Auch über Wegstrecken, Fahrzeiten oder Polizeikontrollen muss man sich keine Gedanken machen. Und Guides kennen außerdem die Straßen- und Wetter-„Tücken“.
  • Bei Pannen und Reparaturen kümmert sich der Guide.
  • Viele fühlen sich bei dem Gedanken, als Selbstfahrer*in auf der linken Straßenseite zu fahren, sehr unwohl. Das müssen sie auf einer Gruppenreise oder Privatreise aber nicht.
  • Guides in Ostafrika sind unterwegs per Funk miteinander verbunden, tauschen sich aus und finden schneller und besser die Tiere. Auch haben sie ein größeres Wissen und mehr Erfahrungen zu den Migrationsrouten der Tiere in der Serengeti.
  • Exzellente Routen- und Gebiets-Kenntnisse helfen bei der Suche nach Tieren und Unterkünften.
  • Man wird auf geführten Camping Safaris lecker bekocht.
  • Man lernt auf den Gruppenreisen neue Menschen kennen.
  • Mit Guide bekommt man nicht nur die Tierwelt und ihr Sozialverhalten erklärt, sondern auch tiefere Einblicke in Land und Leute aus erster Hand vermittelt.
  • Mit einem Guide kann man sich in einem fremden Land stets sehr viel sicherer fühlen als allein unterwegs. Das gilt vor allem bei einer ersten Reise in eine afrikanisches Safari-Destination.
Tansania Allrad Safarifahrzeug

Schaut ihr auf diese Listen, dann wird klar, dass bei den geführten Rundreisen durch Tansania die Vorteile deutlich dominieren. Ob Selbstfahrer*innen-Reise im eigenen Mietwagen oder geführt mit privatem Guide ist häufig auch eine Typ-Frage. Die allermeisten Gäste starten gerne mit einer geführten Rundreise und bleiben auch dabei, wenn sie wieder einmal ins Land kommen. Ein eher geringer Teil entscheidet sich allerdings bei einem zweiten oder dritten Besuch durchaus schon mal für eine Selbstfahrer*innen-Tour. Sie haben dann aber bereits ein anderes Verhältnis zum Land und bringen nun andere Voraussetzungen dafür mit. Entscheidend ist unterm Strich, dass für alle was dabei ist und ihr euch – wie auch immer – nicht dieses großartige Land entgehen lasst.

Safaris in Tansania gehören zu den aufregendsten, die man sich in der Begegnung mit Wildnis und Tierwelt vorstellen kann. Ein Besuch hier ist allemal lohnenswert. Wir stehen gerne für Rückfragen und Unterstützung bei der Planung deiner Tansania-Reise bereit. Hier vor Ort wissen wir über die aktuelle Lage immer gut Bescheid. Also melde dich bei uns! Dein Traum, unsere Expertise – Dein ganz individuelles Tansania-Erlebnis.

Autor: Juan Proll

Reisen war schon immer Juan Prolls große Leidenschaft: Drei Jahre in Lateinamerika, zwei Jahre in Südostasien und Ozeanien sowie Kurzreisen bis zu neun Monaten in Europa, Mittelamerika und Nordafrika. 2010 entschied er sich, seinen Beruf in Deutschland als Lehrer der Erwachsenenbildung und Leiter eines Kompetenzzentrums für Migrationsfragen an den Nagel zu hängen und in Südafrika Ranger zu werden. Seit 2011 ist Juan nun in Afrika unterwegs, bereiste das südliche und östliche Afrika und bestieg auch den Kilimandscharo in Tansania. Zunächst aber machte er seine Nature-Guide-Ausbildung in Südafrika und arbeitete in einem Big Five Wildreservat. Mit weiteren Ausbildungen und intensivem Selbststudium zum Cultural Guide hat Juan seitdem sein Wirkungsfeld über die Tierwelt hinaus auf Land und Leute ausgedehnt. Mitte 2013 wechselte er zu Africa-Experience und führt seitdem als Safari Guide Reisende durch Afrika. Juan ist Mitglied im Berufsverband Field Guides Association of Southern Africa.

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