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Geschrieben von: Juan Proll am 21. Juli 2021

Wo kann man die Great Migration sehen? Die Große Wanderung der Gnus in Tansania

Große Wanderung der Gnus

Alle Jahre wieder begeben sich über eine Million Gnus und hunderttausende anderer Huftiere wie Zebras, Thomson-Gazellen, Elen- und Leier-Antilopen auf einen circa 1.000 km langen Rundweg durch die Serengeti Tansanias und die Masai Mara Kenias. Zwei große Flüsse stellen sich ihnen in den Weg. Welche Gefahren hier auf sie lauern, erzähle ich euch in meinem heutigen Blog.

Die endlosen Ebenen der Serengeti in Tansania und der Masai Mara in Kenia bilden die Kulisse der weltweit größten, von Menschen unbeeinflussten Tierwanderung. Im gemütlichen Trott unterwegs führt sie ihre Reise durch baumlose Weiten und flache, spektakuläre Graslandschaften. Es geht vorbei an dekorativen Felsinseln (Kopjes), entlang vereinzelter Wälder und quer durch schwer einsichtige Flüsse. Die wandernde Gemeinschaft eint ihre Liebe zum saftigen Grün. Sie alle fressen Gras, aber ein Großteil von ihnen beißt ins Gras. Ihre Überlebensstrategie sichert zwar die Spezies, führt aber dennoch viele in den Tod. Ihre Überlebensstrategie sichert zwar die Spezies, führt aber dennoch viele in den Tod. Denn angesichts dieser Masse von vegetarisch lebenden Vierbeinern ist auch das Aufkommen fleischfressender Raubtiere immens. Festlich gestimmte Löwen, Hyänen, Krokodile und andere Fleischfresser fiebern mit sabbernden Mäulern der jährlichen Durchreise entgegen.

Great migration wo in Tansania

Der Zyklus der Große Wanderung: Vor der Reise ist nach der Reise

Unbeschreiblich sind die Eindrücke, die man auf einer Safari von einem Jeep aus haben kann, wenn man die Menge dieser Tiere vor sich hat. Am schnellsten habt ihr dieses Erlebnis zwischen Januar und März. Denn dann begrüßen euch die Tiere in der südöstlichen Serengeti bis hinein in die Ngorongoro Schutzgebiet. Das ist fast nur ein Leoparden-Sprung von der nordöstlichen Safari-Hauptstadt Arusha entfernt. Welch ein ergreifender Moment: endlose Weiten, und dennoch erscheint der Raum nicht groß genug für die sich formierenden Massen. Fast kommt man in die Versuchung, sich umzusehen und nach der großen Open-Air-Bühne zu suchen, wo Tansanias berühmtester Musiker Freddie Mercury von den Toten aufersteht, um auf einem letzten Queen-Konzert noch einmal den Song „We are the Champions“ in die Mengen zu schmettern.

Aber nein – die Bühne ist das unendliche Grasland, auf denen Riesenherden nicht nur friedlich am saftigen Grün knabbern, sondern auch unzählige Mengen von gebärenden Gnu-Weibchen riesige Scharen von Jungtieren, geschätzte 400.000, frisch dem Leben preisgeben.

Junge Gnus Tierwanderung

Los geht’s – Die Great Migration Monat für Monat

Wenn irgendwann um März herum das Gras austrocknet, heißt es für die große Tiergemeinschaft aufzubrechen in neue Futterregionen. Vieles deutet darauf hin, dass ihr Wandertrieb wetterbedingt ist und sie dem Regen mit dem einher gehenden frischen Graswuchs folgen. Für die meisten bedeutet das einen Rundgang im Uhrzeigersinn über ein Gebiet von etwa 40.000 qkm, ehe sie wieder dorthin kommen, wo sie einst das Licht des Lebens erblickten. Auch ohne die Raubtiere ist dieser Weg strapaziös und immer wieder sterben Tiere aufgrund von Krankheit, Erschöpfung oder Mangelernährung. Am Ende sind es mehrere Zehntausende migrationswilliger Tiere, die, warum auch immer, nicht überleben.

Im Mai / Juni ist der Großteil der Wandergemeinde bis tief in den westlichen Korridor der Serengeti vorgedrungen und feiert dieses Ereignis mit einer ausgiebigen Brunft- und Paarungszeit.

Von Tansania nach Kenia: Jenseits der Flüsse

Sobald sich die Tiere von der westlichen Serengeti Tansanias nördlich in Richtung Kenias Masai Mara weiterbewegen, erreichen sie alljährlich um Juni, Juli oder August zuerst den Grumeti und dann den den Mara Fluss. Es kann bis in den Oktober dauern, ehe sie die Flüsse hinter sich gebracht haben. Natürlich ist ein solches Naturschauspiel nicht so fix zu datieren, wie eine Aufführung im Stadttheater. Das Wetter diktiert den Verlauf: Wie lange bleibt die Trockenzeit? Wann kommt der Regen? Es geht um das Futtergras, das die Feuchtigkeit bringt. Und so wandern sie praktisch den Niederschlägen hinterher. Die besten Chancen, die großen Gnuherden bei einer Flussüberquerung zu sehen, habt ihr auf einer grenzüberschreitenden Safari in Tansania und Kenia, die euch sowohl in die Serengeti als auch in die Masai Mara führt.

Great migration Flussüberquerung
Foto: Rolf Rosenbaum

Wenn sie die Ufer diesseits erreichen, bedeutet die andere Seite für unzählige von ihnen das Jenseits. Die Flussüberquerungen gehören zu den größten Herausforderungen aller, die der Big Migration folgen. Hier kommt es zu den Massenaufläufen, die viele von euch bestimmt schon einmal im Fernsehen verfolgt haben und die schon beim bloßen Zuschauen den Blutdruck in die Höhe katapultieren: Krokodil verseuchte Gewässer, starke Strömungen; Jungtiere und Mütter, die es auseinanderreißt; von hohen und steilen Böschungen herabstürzende Tiere, die im Fluss ertrinken oder von ausgehungerten Krokodilen geschnappt und gefressen werden.

Es ist ein herzzerreißendes Erlebnis … nichts für zarte Nerven. Aber es ist auch eines der letzten möglichen, ganz besonderen Erfahrungen, die wir als Menschen haben dürfen, wenn es darum geht, im großen Stil zu verstehen, wie sich die Natur von allein regelt. Es geht um Fressen und Gefressen werden. Es geht aber auch um den Erhalt einer natürlichen Balance in der Tierwelt, um die Vermeidung einer „Überbevölkerung“. Und so ist es auch für unsere Guides immer wieder eine spezielle Freude, diese Momente mit unseren Gästen auf unseren Tansania-Safari-Touren teilen zu können. In diesem Jahr ganz besonders, denn es wird so ruhig zugehen wie nie zuvor. Wir erwarten weit weniger Fahrzeuge an den einschlägigen Aussichtspunkten als sonst üblich. Das bedeutet weit mehr Freiheiten, sich im Umfeld der Großen Wanderung zu bewegen und sich für tolle Fotoshootings zu positionieren. Und natürlich finden unsere Guides auch immer wieder tröstende Worte für den Schmerz, den so mancher Gast im Angesicht der sich vor ihm oder ihr abspielenden Tragödien empfinden mag. Auch unsere Guides zittern mit den Underdogs.

Was der Grumeti River an Grausamkeiten zu bieten hat, scheint der Mara River noch einmal übertreffen zu wollen. Hier teilen sich die Krokodile die Gewässer mit den Flusspferden. Eine noch tödlichere Kombination für die Wandergemeinschaft, denn obwohl die Flusspferde keine Fleischfresser sind, so verhalten sie sich aber hochgradig territorial und töten kurzerhand alles, was sie nicht in ihre heimische Wasserwelt eingeladen haben. Nette Gastgeber sind sie wahrlich nicht. Und so zahlen die Gnus, Zebras und Konsorten ihren Grenzübertritt von Tansania nach Kenia mit einem teuren Blutzoll. Dennoch stehen sie Jahr für Jahr wieder hier – vor den Augen der faszinierten Touristen – und stürzen sich wieder und wieder in das tödliche Gewässer. Zu verlockend ist das Gras auf der anderen Seite, zu bedrohlich der Hungertod auf dieser.

Wo große Tierwanderung zu sehen
Foto: Rolf Rosenbaum

Alljährlich sterben hunderte oder gar tausende von Antilopen und Zebras an den Ufern und in den Gewässern. Doch noch mehr überleben und schaffen es, den Zirkel zu schließen und glücklich an ihren Geburtsort zurückzukehren – für ein bisschen Erholung und Entspannung und für die neuerliche Verstärkung mit Nachwuchs, bevor es in die nächste Runde geht.

Die Große Wanderung der Tiere in Tansanias Serengeti, dem Grumeti und Mara River sowie der Masai Mara Kenias sind weltweit einzigartig. Ein Besuch hier ist allemal lohnenswert. Wir stehen gerne für Rückfragen und Unterstützung bei der Planung deiner Tansania-Reise auf den Spuren der Big Migration bereit. Hier vor Ort wissen wir über die aktuelle Lage immer gut Bescheid. Also melde dich bei uns! Dein Traum, unsere Expertise – Dein ganz individuelles Tansania-Erlebnis.

Autor: Juan Proll

Reisen war schon immer Juan Prolls große Leidenschaft: Drei Jahre in Lateinamerika, zwei Jahre in Südostasien und Ozeanien sowie Kurzreisen bis zu neun Monaten in Europa, Mittelamerika und Nordafrika. 2010 entschied er sich, seinen Beruf in Deutschland als Lehrer der Erwachsenenbildung und Leiter eines Kompetenzzentrums für Migrationsfragen an den Nagel zu hängen und in Südafrika Ranger zu werden. Seit 2011 ist Juan nun in Afrika unterwegs, bereiste das südliche und östliche Afrika und bestieg auch den Kilimandscharo in Tansania. Zunächst aber machte er seine Nature-Guide-Ausbildung in Südafrika und arbeitete in einem Big Five Wildreservat. Mit weiteren Ausbildungen und intensivem Selbststudium zum Cultural Guide hat Juan seitdem sein Wirkungsfeld über die Tierwelt hinaus auf Land und Leute ausgedehnt. Mitte 2013 wechselte er zu Africa-Experience und führt seitdem als Safari Guide Reisende durch Afrika. Juan ist Mitglied im Berufsverband Field Guides Association of Southern Africa.

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