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Geschrieben von: Taher Nassrulla am 24. Februar 2016

Bao – das traditionelle Brettspiel

Bao Spiel

Bao gehört zu der Sammlung der Mancala Spiele, ein Oberbegriff für Brettspiele aus Holz, die meist von zwei Personen gespielt werden. Mancala Brettspiele sind im Englischen auch unter der Bezeichnung „count and capture“ (zählen und fangen) oder „sowing games“ bekannt, was im Deutschen am ehesten mit Bohnenspielen übersetzt werden kann. Unter den Mancala Spielen gibt es Hunderte von verschiedenen Varianten; letztendlich basieren aber alle auf ähnlichen Spielregeln und werden über die ganze Welt verteilt gespielt. Auch in Tansania ist Bao eine sehr beliebte Freizeitbeschäftigung und die Sansibaris (die Bewohner der gleichnamigen Insel) sind fast schon süchtig nach diesem Spiel.

Auf Sansibar werden regelmäßig richtige Bao Meisterschaften ausgetragen, an denen hunderte von Spielern teilnehmen, die ihr Glück versuchen, einer der hoch angesehenen Meister im Bao Spiel zu werden.

Das Wort Bao selbst stammt aus der Swahili Sprache und bedeutet Holz, aus dem die Brettspiele hergestellt worden sind und auf dem letztendlich gespielt wird. Der Ursprung und die Geschichte zur Entstehung der Mancala Spiele ist allgemein schwierig nachzuvollziehen und lässt sich nicht ganz genau nachzeichnen. Betrachtet man jedoch den hohen Stellenwert, den Bao in der Kultur von Tansania und auf Sansibar einnimmt, ist davon auszugehen, das Bao ursprünglich der Swahili Küste entstammt. Auf Sansibar wird Bao in zwei verschiedenen Versionen gespielt. Die erste und meist gespielte Variante heißt „Bao la Kiswahili“ (Bao der Swahili Leute). Dazu gibt es eine etwas einfachere Version, die wiederum „Bao la kujifunza“ (Bao für Anfänger) bezeichnet wird.

Für ein Bao Spiel benötigt man natürlich als Erstes ein Mancala Brett, das meist vier parallele Reihen mit jeweils acht Mulden hat. Die Mulden sind in der Regel rund geschnitzt, mit Ausnahme der Mulde ganz weit vorne rechts in einer der inneren Reihen, die meist eine rechteckige Form hat und als „Nyumba“ (Haus) bezeichnet wird. Hinzu benötigt man die Spielsteine oder Bohnen.

Jeder Spieler besitzt je zwei Reihen, also die Hälfte des Spielbretts und erhält 32 Bohnen derselben Sorte.

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Bao wird gerne in der Öffentlichkeit gespielt und schon junge Kinder beobachten die Erwachsenen ehrfürchtig beim Spielen. Durch das ständige Beobachten lernen sie schnell die Spielregeln und spielen es kurze Zeit später selber. Hierfür benötigen sie noch nicht einmal ein Brettspiel. Ich habe schon gesehen, wie Kinder einfach Mulden in den Boden oder in den Sand buddeln und Samen von Bäumen, Steine oder sogar Muscheln als Spielsteine benutzten. Das ist auch für Kinder eine hervorragende und produktive Art sich zu beschäftigen und dabei Zählen und Rechnen sowie strategisches Denken zu lernen. Darüber hinaus macht es eine Menge Spaß.
Beim Bao Spiel selbst geht es darum, die Bohnen immer weiter durch die einzelnen Mulden zu bewegen. Dabei legt der Spieler eine oder mehrere Bohnen in die Mulden. Je nachdem in welcher Mulde er die letzte Bohne platziert, kann er die Bohnen dieser Mulde an sich nehmen und die neu gewonnenen Bohnen gleich weiterbewegen. Dabei kann der Spieler auch die Bohnen des Gegners einnehmen, wenn er diese in der gegenüberliegen Spielhälfte erreichen kann. Das Spiel gewinnt derjenige, der es schafft, alle Bohnen aus den Mulden des Gegners in den vorderen Reihen zu entnehmen oder wenn es für den gegnerischen Spieler unmöglich ist, seine Bohnen weiterzubewegen.

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Heutzutage findet man wunderschön geschnitzte und dekorierte Bao Brettspiele meist in Souvenir-Geschäften und sind ein ganz besonders Mitbringsel für zuhause. Es ist schnell und einfach für jedermann zu lernen. Wer weiß, eventuell nehmen auch Sie nach ständigem Lernen und Spielen irgendwann einmal teil an einer Bao Meisterschaft in Sansibar?

Autor: Taher Nassrulla

Geboren in Ostafrika, ist Taher schon seit seiner frühen Kindheit fasziniert von der Afrikanischen Wildnis mit ihrer ursprünglichen Natur und ihren vielfältigen Landschatfsformationen. Nach einigen Jahren in Europa, kehrte er 2004 nach Tansania zurück, um seine berufliche Laufbahn als Safari-Tourguide zu beginnen. Seitdem verbringt er soviel Zeit wie möglich im Afrikanischen Busch, um seine Fertigkeiten als Reisebegleiter und sein Wissen über Flora und Fauna stetig zu erweitern.Taher spricht fliessend Englisch, Kiswahili und Deutsch und ist ein leidenschaftlicher Fotograf. Seine langjährigen Erfahrungen und Kenntnisse über den Afrikanischen Busch teilt er gerne mit ebenso interessierten Safaribegeisterten als deutschsprechender Tourbegleiter.

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