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Geschrieben von: Taher Nassrulla am 10. Februar 2016

Der Zahnbürsten-Baum

Zahnbürsten-Baum

Heutzutage gibt es Zahnbürsten aller Art, in verschiedenen Größen, Farben und Formen. Aber womit putzten sich eigentlich die traditionell lebenden Ethnien, wie beispielsweise die Maasai, die Zähne, bevor sie die modernen Errungenschaften unseres heutigen Technologiezeitalters erfuhren?

Während eines kürzlichen Aufenthalts in der Africa Amini Maasai Lodge unternahmen wir einen von einem Maasai Guide geführten Naturrundgang im West Kilimanjaro Gebiet und lernten dabei mehr über die traditionelle Medizin der Maasai.

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Auf dem Weg durch die Trockensavanne hielten wir unverhofft an einem kleinen, unscheinbaren Busch, von dessen Stamm unser Maasai Guide Bleistift-große Stücke mit seinem Messer herausschnitt. Vorsichtig entfernte er dann ein paar Zentimeter Rinde an einem Ende der einzelnen Stöckchen und überreichte uns jeweils eines. Etwas überrascht und unbeholfen schauten wir uns gegenseitig an ohne jegliche Idee, was wir mit diesen kleinen, angeschnitzten Stöckchen anfangen sollten. Mit einem großen, breiten Lächeln auf seinem Gesicht begann unser Maasai Guide dann auf dem Stock herumzukauen. Nach einigem Beißen, Kauen, Drehen und Biegen hielt er uns dann das ausgefranste Ende des Stöckchens vor die Augen, das exakt der Form einer Zahnbürste ähnelte.

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Der besagte Busch, aus dem unser Guide die Stöckchen herausschnitt, heißt Salvadora Persica, und ist in der Umgangssprache bekannt unter der Bezeichnung „Zahnbürsten-Baum“. Er wächst in der trockenen Buschsavanne und in mit Büschen durchzogenen Graslandschaften. Der niedrig wachsende Busch mit seinen charakteristisch herunterhängenden Ästen ist eine immergrüne Pflanze und besitzt viele nützliche Eigenschaften sowohl in der traditionellen Medizin als auch als Nahrung.

So können die Blätter beispielsweise als Salatbeilage verzehrt werden und helfen gleichzeitig gegen Husten, Asthma, Rheuma und anderen Krankheiten. Die Blüten können als leichtes Abführmittel eingenommen werden, während die recht kleinen Früchte ebenfalls essbar sind, sowohl frisch als auch in getrockneter Form. Darüber hinaus hilft der Sud aus ausgekochten Wurzeln gegen Geschlechts- und Milzerkrankungen sowie gegen Magenschmerzen. Mit dem milchigen Rindensaft lassen sich zudem Hautabschürfungen heilen.

Des Weiteren erklärte uns unser Guide, dass der beim Kochen der Wurzeln gewonnene Saft ebenfalls für eine innere Reinigung des Körpers dient. Doch im gleichen Atemzug empfahl er uns dringendst, nur eine Decke zum Schlafen zu benutzen, da bei der Einnahme des Saftes im wahrsten Sinne des Wortes wirklich alles aus dem Körper unkontrolliert „herauskommt“!

Doch erst der Stamm verlieh dem Busch seine Berühmtheit als Zahnbürsten-Baum. Denn beim stetigen Kauen auf den ausgefranzten Zweigen wird eine antibiotische Substanz frei gesetzt, die der Zahnpflege dient und die Mundhöhle reinigt. Zudem soll diese Substanz vor Zahnschmerzen schützten, indem keimhemmende aktive Substanzen Zahnfäule, Zahnbelag und Zahnfleischbluten vorbeugen oder reduzieren sollen. Unsere Guides schwören ebenfalls auf diese natürliche Zahnbürste, da die Zähne wieder weiß wie der Schnee auf dem Kilimanjaro strahlen.

In unserer westlichen Gesellschaft putzen wir uns gewöhnlich nur für ein paar wenige Minuten morgens und abends die Zähne. Die Maasai hingegen wenden rund 10 Minuten für jedes einzelne „Zähneputzen“ auf und widmen sich damit einer weitaus längeren und intensiveren Zahnpflege. Dazu ist die natürliche Zahnbürste klein und leicht zu verstauen und kann somit bequem überall mit hingenommen werden kann, wo man sie benötigt.

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Wenn Sie also das nächste Mal auf Safari gehen, lassen Sie Ihre moderne Zahnbürste ruhig mal zu Hause und probieren Sie die natürliche und traditionelle aus. Ihr Maasai Guide wird Ihnen gerne helfen, eine zu finden und in Form zu bringen.

Autor: Taher Nassrulla

Geboren in Ostafrika, ist Taher schon seit seiner frühen Kindheit fasziniert von der Afrikanischen Wildnis mit ihrer ursprünglichen Natur und ihren vielfältigen Landschatfsformationen. Nach einigen Jahren in Europa, kehrte er 2004 nach Tansania zurück, um seine berufliche Laufbahn als Safari-Tourguide zu beginnen. Seitdem verbringt er soviel Zeit wie möglich im Afrikanischen Busch, um seine Fertigkeiten als Reisebegleiter und sein Wissen über Flora und Fauna stetig zu erweitern.Taher spricht fliessend Englisch, Kiswahili und Deutsch und ist ein leidenschaftlicher Fotograf. Seine langjährigen Erfahrungen und Kenntnisse über den Afrikanischen Busch teilt er gerne mit ebenso interessierten Safaribegeisterten als deutschsprechender Tourbegleiter.

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