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Geschrieben von: Taher Nassrulla am 3. Februar 2016

Perlenschmuck mit großer Bedeutung

Maasai Schmuck

Souvenirs und Schmuckstücke aus Glasperlen begegnet man als Reisender im nördlichen Tansania eigentlich überall. Sei es in den üblichen Souvenirshops, in Hotels oder einfach auf der offenen Straße, überall werden die verschiedensten Sorten und Arten von Perlenschmuck angeboten. Hauptsächlich findet man Armreifen, Glasuntersetzer, Lampenschirme, Halsketten, Weihnachtsornamente oder Ohrringe. Die Gestaltung und Verzierung eines jeden einzelnen Stücks sind dabei unendlich und zudem in den verschiedensten Farben, Größen oder Formen zu erhalten.
Aber wer produziert eigentlich diese farbenfrohe Kunst aus Perlenschmuck?

Der Maasai wohl zu den am bekanntesten in ganz Ostafrikas. Die Herstellung von Perlenschmuck besitzt bis in die heutige Gegenwart eine bedeutende Rolle in dem alltäglichen Leben der Maasai. Das Aufziehen der Perlen wird von den Maasai Frauen verrichtet, die ihre eigenen Handarbeitsfertigkeiten sehr ernst nehmen und diese stets erweitern, um neue Formen und Designs zu kreieren. Während heutzutage Perlen aus Glas und Plastik verwendet werden, wurden in der Vergangenheit natürliche Materialien genutzt, die die Frauen in der Wildnis finden konnten, wie beispielsweise Samen, Stöcke, Schalen und getrocknetes Gras. Anfang des 20. Jahrhunderts führten Händler zunächst Glasperlen ein, die sie gegen Elfenbein, Wildhäute und Halbedelsteine eintauschten. Heute sind allerdings auch die meisten Glasperlen durch Plastikperlen ersetzt worden, die in allen Größen, Farben und Formen billig produziert werden.

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Der Perlenschmuck der Maasai besitzt einen großen Stellenwert innerhalb der Maasaikultur. Jedes getragene Stück besitzt dabei seine ganz eigene symbolische Bedeutung und repräsentiert die Grundpfeiler dieser traditionsträchtigen Kultur, wie Stärke, Tradition, Schönheit, Ehe, Kriegerschaft, Familienstand sowie die tiefe Hingabe zum eigenen Vieh. Sowohl Maasai Frauen als auch Maasai Männer tragen Perlenschmuck, der ihr Alter oder ihre soziale Stellung widerspiegelt. Dies macht es einfacher, den jeweiligen sozialen Status eines Mitglieds einer Maasai Gemeinschaft zu erkennen.

Wenn eine Maasai Frau heiratet, wird für dieses Ereignis eine ganz besondere Hochzeitskette kreiert. Diese Halskette besitzt eine Unzahl von Informationen, die Auskunft über die Braut gibt, so zum Beispiel über ihre eigene Herkunft und wie viele Häuser ihr Boma umfasst. An der Halskette selbst sind meist weitere einzelne Bänder mit Perlen angebracht, die von der Halskette herunterhängen. Jedes einzelne Band gibt Auskunft über die Mitgift, die die Braut empfangen hat. Üblicherweise wird die Mitgift mit einer bestimmten Zahl von Kühen ausgezahlt. Sind an einer Halskette beispielsweise 15 einzelne Perlenbänder befestigt, so wurden 15 Kühe als Brautpreis gezahlt. Da die Hochzeitskette nur am eigentlichen Hochzeitstag getragen wird, besitzt die Maasai Frau weitere Ketten, die sie regelmäßig zu bestimmten Ereignissen trägt. Insbesondere beim Tanzen werden Halsketten zur Dekoration angelegt. Eine verheiratete Frau trägt in der Regel eine lange Halskette aus blauen Perlen.

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Neben den geometrischen Formen spielt aber auch die Farbgestaltung eine entscheidende Rolle, denn jede Farbe hat im Verständnis der Maasai eine eigene Bedeutung inne. Die Farbsymbolik wird dabei zum Teil auch auf die Farbgebung des eigenen Viehs übertragen.

Rot repräsentiert Blut, Mut, Stärke und Geschlossenheit.
Orange hingegen deutet auf Charakterzüge wie Wärme, Gastfreundlichkeit, Großzügigkeit und Freundschaft hin.
Gelb symbolisiert Wachstum und Fruchtbarkeit während Blau für Energie und den Himmel steht.
Grün verkörpert Produktion und Nahrung, wobei die Farbe Weiß Gesundheit und Reinheit darstellt.
Schwarz bedeutet Einheit, Solidarität und Harmonie.

Heutzutage sind diese künstlerischen Maasai Schmuckarten überall erhältlich. Viele Projekte und Organisationen befassen sich mit Maasaischmuck und ihren Produzentinnen, indem sie Maasai Frauen bei der Herstellung und dem Verkauf ihrer Schmuckstücke an Souvenirläden unterstützen, um somit ihren eigenen Lebensunterhalt zu sichern.

Autor: Taher Nassrulla

Geboren in Ostafrika, ist Taher schon seit seiner frühen Kindheit fasziniert von der Afrikanischen Wildnis mit ihrer ursprünglichen Natur und ihren vielfältigen Landschatfsformationen. Nach einigen Jahren in Europa, kehrte er 2004 nach Tansania zurück, um seine berufliche Laufbahn als Safari-Tourguide zu beginnen. Seitdem verbringt er soviel Zeit wie möglich im Afrikanischen Busch, um seine Fertigkeiten als Reisebegleiter und sein Wissen über Flora und Fauna stetig zu erweitern.Taher spricht fliessend Englisch, Kiswahili und Deutsch und ist ein leidenschaftlicher Fotograf. Seine langjährigen Erfahrungen und Kenntnisse über den Afrikanischen Busch teilt er gerne mit ebenso interessierten Safaribegeisterten als deutschsprechender Tourbegleiter.

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