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Geschrieben von: Juan Proll am 15. Juni 2022

Was man über die Maasai wissen sollte: 10 interessante Fakten zu den Maasai

Maasai

Die Maasai leben in Tansania und in Kenia. In Tansania stellen sie nur einen kleinen Teil der Bevölkerung. Für viele Reisende sind sie dennoch die bekannteste Volksgruppe in dieser multiethnischen Nation. Wer also sind sie? Was macht sie so interessant und bekannt? 10 Dinge, die man über die Kultur der Maasai wissen sollte.

Maasai herder savanna

Da in Tansania bei der Volkszählung keine Rücksicht auf die ethnische Herkunft genommen wird, ist die genaue Zahl der Maasai unbekannt. In Tansania bewohnen sie vor allem den Norden im Umfeld des Serengeti Nationalparks und der Ngorongoro Conservation Area. In der Wahrnehmung der Touristen sind sie dadurch sehr präsent. Die kleine Auswahl der folgenden wissenswerten Fakten gibt dir einen ersten Eindruck, was man über die Maasai wissen sollte:

1. Masai oder Maasai – die richtige Schreibweise

Die Sprache der Maasai ist das „Maa“. Es ist eine nilitische Sprache aus der Umgebung des Niltals. Vom Maa abgeleitet sind die Maa-sai das Maa sprechende Volk. Maasai-Organisationen, wie zum Beispiel die Maasai Association, bevorzugen daher statt Masai oder Massai die Bezeichnung „Maasai“.

2. Einheimische oder Zugewanderte?

Wie so viele andere nomadisch lebende Gruppen in Afrika, wanderten auch die Maasai umher. Vermutlich migrierten die ersten Hirtenfamilien der verschiedenen Maasai-Gruppen um das 15. Jahrhundert herum aus dem Sudan nach Tansania. Mit ihren Rindern suchten sie fruchtbare Wiesen. Erste nennenswerte Besiedlungen bis nach Zentraltansania hinein gab es zwischen dem 17. und dem 18. Jahrhundert. Vieles deutet darauf hin, dass die Maasai ansässige andere ethnische Völker verdrängten oder sich mit ihnen vermischten.

3. Glaube und Mythos

Wenngleich heute viele Maasai dem Christentum oder Islam angehören, so sahen sie einst allein Engai oder Enkai als ihren Schöpfergott. Doch lebt dieser nicht im Himmel, sondern thront in den Höhen des Vulkans Ol Doinyo Lengai. Wenn der Berg qualmt und Lava spuckt, dann weil Engai verärgert ist. Der Überlieferung zufolge schenkte Enkai dem Ur-Paar der Maasai 100 Kühe & Rinder, Ziegen und Schafe. Für die Maasai ist Vieh daher Lebenszweck und Einkommen zugleich. Insbesondere Rinder sind ihre Währung.

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4. Krieger und Hirten

Neben der halbnomadisch praktizierten Viehzucht sind die Maasai vor allem als Krieger (Moran) bekannt. Ihre traditionellen Waffen sind das Schwert (Ol Alem) und der Speer. Bei ihren Expansionszügen in der Vergangenheit waren sie häufig den angetroffenen Völkern überlegen. Heute sind sie vor allem Hirten. Doch wie damals müssen sie auch heute noch ihr Vieh und ihre Familien vor Raubtieren schützen, vor allem Löwen.

Es war daher für junge Männer ein Teil ihrer Kultur, auf dem Weg zum Erwachsenwerden Löwen zu jagen: allein oder in der Gruppe. Es demonstrierte Mut und Stärke. Auch wenn dieser Brauch heute immer noch vereinzelt anzutreffen ist, so ist er offiziell aber geächtet. Die Löwen genießen Artenschutz und sind vor allem eine touristische Attraktion, die dem Land und seinen Menschen ein Einkommen sichert.

Doch da die Maasai hauptsächlich von ihrem Vieh leben (Milch, Fleisch, wärmende Felle usw.), sind Verluste durch Löwenattacken schnell gleich eine Familientragödie. Um hier vor „Selbstjustiz“ zu schützen, zahlt die Regierung einen Ausgleich für die betroffenen Familien. Leider funktioniert das nicht immer reibungslos.

Sheep herding

5. Überleben mit Subsistenzwirtschaft

Als halbnomadisches Volk bewegen sich die Maasai traditionell gemäß den saisonalen Futterbedingungen. Dem Regen folgt frischer Graswuchs. Zurück bleiben nur wenig später leer gefressene Weiden, die in Ruhe gelassen werden, bis der nächste Regen kommt. Eine nachhaltige Form der Viehwirtschaft, die sich ganz natürlich ergibt. Doch nomadisches Leben ist schwierig in der Moderne. Bewegungsräume werden immer mehr eingegrenzt.

Und dennoch: gibt es eine längere Dürreperiode, werden irgendwelche bestehenden Grenzen zur Nachbarschaft oder in Schutzgebiete ignoriert. Das Wohl der Tiere geht vor und unbenutzte Weiden müssen zum Überleben herhalten, bis die Regenzeit kommt. In der Philosophie der Maasai sollte ohnehin niemandem der Zugang zu natürlichen Ressourcen wie Wasser und Land verweigert werden.

Ihre Rinder, Ziegen und Schafe sind die Haupteinnahmequelle und Zahlungsmittel der Massai. Es wird gegen anderes Vieh, Viehprodukte oder Geld eingetauscht. Innerhalb der Maasai-Communities stellen Einzelpersonen, Familien und Clans mit dem Verschenken oder Tauschen von Vieh enge Bindungen her.

6. Haushalt und Rollenverteilung

Die Frauen und Mädchen der Maasai sind für die Versorgung mit Wasser, das Sammeln von Feuerholz, das Melken der Kühe und das Kochen für die Familie ebenso verantwortlich wie auch für den Bau der Häuser. Die Häuser (das Inkajijik) erinnern an die Form eines Brotlaibs. Nur ist die Hauptzutat hier nicht Weizen, sondern es sind Baumzweige, Gras, Schlamm, Kuhmist und Kuh-Urin.

Die Hütten der Familie stehen in der Regel um einen großen Platz in der Mitte. Im Zentrum befindet sich ein Pferch, in dem nachts das Vieh vor Raubtieren geschützt wird. Dieser Familienkral wird Boma genannt und ist meist ein von Dornbüschen umzäuntes Areal. boma and is usually an area fenced in by thorn bushes.

Die zu Kriegern herangereiften Männer sind für die Sicherheit zuständig. Die Jungen müssen das Vieh hüten. In extremen Dürrezeiten werden sie hierbei von den „Kriegern“ unterstützt.

Die Ältesten der Gruppe wachen über alledem. Als Oberhaupt geben sie vor dem Beginn der täglichen Aktivitäten den Zeitplan für alle bekannt. Status, Aufgaben und das soziale Leben sind von der Altersklasse des Massai abhängig.

Maasai boma house

7. Bunte Kleidung & langgezogene Ohren

Maasai fallen nicht nur auf, weil sie im Durchschnitt sehr groß sind. Vor allem ihre bunte Kleidung sticht ins Auge. In unserer westlichen Gesellschaft mag die Kleidung nach Geschlecht, Alter und Region immer mehr verwischen. Nicht so bei den Maasais. Rot, Schwarz und Blau sind bei den Massai sehr beliebte Farben. Das Tuch oder die Shuka , die sie sich um den Körper wickeln, ist oft in diesen Farben kariert und gestreift. Die jungen Maasai tragen zum Beispiel nach ihrer Beschneidungszeremonie mehrere Monate lang schwarz. Sowohl Männer als auch Frauen tragen stolz ihren bunten Perlenschmuck. Allerdings sind die gewebten Stoffe für die Massai erst seit den 1960er Jahren zugänglich. Zuvor trugen sie vor allem Kleidung aus Schaf-Fell und Kalbsleder.

Als wenn ihre bunte Kleidung noch nicht auffallend genug wäre, beeindrucken sie zusätzlich noch mit ihren langgezogenen Ohren. Das ist kein Überbleibsel aus frechen Kindheitstagen, sondern auch wieder Ausdruck ihrer Kultur. Männer wie Frauen verwenden Dornen zum Durchstechen der Ohrläppchen, Zweige, Zweigbündel, Steine, den Querschnitt von Elefantenstoßzähnen und leere Filmdosen, um die gestochenen Löcher zu dehnen. Sie tragen Metallreifen an ihren präparierten Ohren und Frauen zusätzlichen Schmuck sowie kleinere Piercings oben am Ohr.

8. Beschneidungszeremonie

Die Maasais pflegen eine Reihe von Zeremonien. Doch die Beschneidungszeremonie (Emuratta) ist die wichtigste aller Übergangsriten von der Jugend ins Erwachsensein. Vollzogen wird sie im Laufe der Pubertät.

Den Jungen wird ohne Betäubung die Vorhaut abgetrennt. Das Zeigen von Schmerz gilt als Schwäche und wird unterdrückt. Die Wunde wird mit Asche desinfiziert. Der Heilungsprozess folgt und dauert etwa 3-4 Monate. Doch ihre schwarze Zeremonienkleidung und weiße Bemalung müssen sie für einen Zeitraum von 4-8 Monaten tragen. In dieser Zeit reifen sie endgültig zum Mann und erhalten schließlich den Status eines Kriegers (Moran).

Traditionell werden auch die Massai-Mädchen beschnitten und durchlaufen während des Heilungsprozesses die Wandlung zur Frau. Nach der Zeremonie sind sie heiratsfähig. Oft bevorzugen die Familie einen älteren Mann, da die jungen Krieger häufig den geforderten „Brautpreis“ von 25 und mehr Rindern nicht zahlen können. Immer mehr findet die Frauwerdung ohne Beschneidung statt. Die internationale Ächtung der Genitalverstümmelung und die massiven Aufklärungskampagnen über gesundheitliche, körperliche und psychische Schäden bewirken hier ein zunehmendes Umdenken.

9. Blutgelüste

n der Massai-Kultur ist das Trinken von rohem Rinderblut eine ehrenvolle Tradition und in der Regel für besondere Anlässe reserviert. Zum Beispiel wird nach der Beschneidung in ritualisierter Form Blut aus dem Hals eines jungen Stiers gezapft, mit Milch gemischt und den beschnittenen Jungen zum Trinken gereicht. Auch wenn eine Frau ein Kind zur Welt bringt, wird zur Feier des Tages ein Glas Blut gereicht. Blut ist proteinreich und stärkt nach ihrer Auffassung das Immunsystem. Die Ältesten dagegen trinken auch Blut, um nach einem Trinkgelage ihren Kater zu verscheuchen oder ihn zumindest zu beschwichtigen.

10. Wandel und Herausforderungen

Wie viele andere traditionell denkende und lebende ethnische Volksgruppen auch sind die Maasai den Herausforderungen des gesellschaftlichen und klimatischen Wandels unterworfen:

In Tansania befinden sich bedeutende Schutzgebiete wie Tarangire, die Serengeti und die Ngorongoro Conservation Area in Maasai angestammtem Land. Diese Gebiete dienen dem Natur- und Tierschutz. Außerdem sind sie für Tierbeobachtungen und Tourismus vorgesehen. In den Nationalparks ist daher den Massai der Zugang zu Wasserquellen und Weideland untersagt. Allein der Status „Conservation Area“ gibt ihnen mehr Freiheiten.

In Tansania nimmt die Bevölkerung, die Anzahl der Weidetiere und die Nutzung der Weideflächen immer mehr zu. Dadurch kommt es auch immer wieder zu Interessenskonflikten zwischen der Regierung und den Maasai.

Gesamtgesellschaftliche Entwicklungen verändern auch das Maasai-Leben. So führt zum Beispiel die Einführung der formellen Schulbildung zu Rollenveränderungen in den Maasai-Familien. Die Schulpflicht schiebt die Verantwortung für das Hüten von Vieh in die Hände der Eltern. Zumindest in der Woche, denn am schulfreien Wochenende können die Jungen ihre traditionelle Verantwortung für die Viehzucht wieder übernehmen.

Ergebnis dieser Entwicklungen ist auch die zunehmende Abhängigkeit der Massai-Wirtschaft von der Marktwirtschaft. Vieh und Viehprodukte dienen mehr und mehr zum Kauf von Schmuck, Kleidung und Getreide. Auch Schuluniformen und Schulgeld für ihre Kinder zahlen die Maasai damit.

Gleichzeitig gewinnt es in manchen Regionen an Normalität, junge Massai-Männer und -Frauen zu sehen, die neben ihren Ziegen und Kühen auch Getreide, Holzkohle, Handys, Accessoires und andere Artikel verkaufen. Die Männer arbeiten als Nachtwächter und Türsteher und zunehmend auch als Guides, Kellner oder Manager in den Safari-Gebieten.

Versuche der Regierung, die Agrarwirtschaft im Land auszubauen, entzieht den Maasai wichtiges Weideland. Gleichzeitig scheinen die globalen Klimaveränderungen die Dürren in Ostafrika zu verstärken. Die Rinder-Herden schrumpfen und immer mehr Menschen sind auf Hilfsnahrung angewiesen. Diese Bedingungen zwingen die Massai dazu, traditionelle Lebensweisen aufzugeben, Unternehmer*ingeist zu entwickeln und sich alternativen Lebensformen zu öffnen.

Maasai man grilling meat

Die Folgen der globalen Öffnungstendenzen in allen Bereichen des politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens zersetzen das traditionelle Gefüge auf allen Ebenen. So verliert auch die Stammesführung der Maasai, der Ältestenrat, mehr und mehr an Macht. Das generiert Desorientierung, Verlust von Sicherheiten und die verstärkte Erosion traditioneller Werte mit einer Geschwindigkeit, die kaum Zeit für gesunde Anpassungen an neue Lebensformen erlaubt.

Dennoch und gerade deshalb zeigen sich sehr viele Maasai-Familien sehr offen für das Interesse von Touristen an ihrer traditionellen Lebensweise. So paradox es klingt, ist die Öffnung ihrer Dorftore einerseits zwar eine Einladung zum „Voyeurismus“. Andererseits aber ist es eine Legitimation, ihre traditionelle Lebensweise zu erhalten. Sie wird hier sogar zu einer Lösung des Problems, weil sie Einkommen schafft.

Tansania ist voller Highlights. Das Maasai-Volk ist für Freunde von Begegnungen mit fremden Kulturen eine Besonderheit. Wir stehen gerne für Rückfragen und Unterstützung bei der Planung deiner Tansania-Reise bereit, egal ob auf einer Kleinstgruppenreise oder einer Privatsafari. Hier vor Ort wissen wir über die aktuelle Lage immer gut Bescheid. Also melde dich bei uns!

Autor: Juan Proll

Reisen war schon immer Juan Prolls große Leidenschaft: Drei Jahre in Lateinamerika, zwei Jahre in Südostasien und Ozeanien sowie Kurzreisen bis zu neun Monaten in Europa, Mittelamerika und Nordafrika. 2010 entschied er sich, seinen Beruf in Deutschland als Lehrer der Erwachsenenbildung und Leiter eines Kompetenzzentrums für Migrationsfragen an den Nagel zu hängen und in Südafrika Ranger zu werden. Seit 2011 ist Juan nun in Afrika unterwegs, bereiste das südliche und östliche Afrika und bestieg auch den Kilimandscharo in Tansania. Zunächst aber machte er seine Nature-Guide-Ausbildung in Südafrika und arbeitete in einem Big Five Wildreservat. Mit weiteren Ausbildungen und intensivem Selbststudium zum Cultural Guide hat Juan seitdem sein Wirkungsfeld über die Tierwelt hinaus auf Land und Leute ausgedehnt. Mitte 2013 wechselte er zu Africa-Experience und führt seitdem als Safari Guide Reisende durch Afrika. Juan ist Mitglied im Berufsverband Field Guides Association of Southern Africa.

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