Es geht weiter auf unserer Camping Safari in Tansania. Von meiner Wild Side Safari Tour habe ich euch in meinem ersten Erfahrungsbericht die Stationen Arusha, Tarangire Nationalpark und Lake Natron vorgestellt. Heute führt euch mein Reisebericht über die Serengeti zum Ngorongoro Krater und von dort nach Mto wa Mbu.
Nach einem üppigen Frühstück verlassen wir Lake Natron, seine Flamingos und das Masai Dorf auf eine der staubigen Schotterpisten. Kleingruppenreisen haben eben den Vorteil, Strecken zu fahren, auf die man sich mit einem größeren Reisebus nicht trauen würde. Ich bin noch etwas müde und statt mich in den Gesprächen meiner Mitreisenden einzuklinken, bin ich eher gewillt, mich gedanklich in der Weite dieser Landschaft zu verlieren. Erneut zieht der Berg Ol Doinyo Lengai meine Blicke auf sich. Übersetzt aus der Masai-Sprache heißt das so viel wie „Gottesberg“. Die Masai glauben, dass ihr Gott Engai diesen Berg bewohnt. In der Regel pflegt dieser ein friedliches und harmonisches Leben hier. Aber wenn er verärgert ist, dann qualmt der Berg und spuckt Lava. Verständlich, dass auch eine Gottheit mal überschäumt, wenn sie kocht vor Wut. Zum Glück passiert das nicht allzu häufig – zuletzt 2020. Der Dampf, der heute Morgen über dem Berg zu sehen ist, scheint dagegen mehr aufgesetztem Kaffeewasser zu entsteigen.
Reisebericht Camping Safari – Serengeti, wir kommen
Gut 3,5 Stunden später sind wir angenehm ‚afrikanisch durchmassiert‘ und gönnen uns eine kurze Mittagspause in einem Restaurant eines kleinen Dorfes. Ich vertrete mir ein bisschen die Beine, bevor ich mich zu den anderen in die Runde setze. Wir nutzen die Zeit, um die frei geruckelten Regionen unserer Mägen zu füllen, entstauben zuvor mit kühlen Getränken unseren Rachen und tauschen schließlich unsere Impressionen von unterwegs aus, ergänzt um die ein oder andere Info von unserem Guide Enock. Dann geht es auch schon wieder weiter auf unserer Camping Safari. Es ist nun nicht mehr weit bis in die Serengeti und man spürt förmlich wie bei uns allen die Spannung steigt. Wir reden von der berühmten Great Migration der Tiere, mit ihren Millionen von Gnus sowie hunderttausenden von Zebras, Grant’s und Thomson Gazellen, Elen-Antilopen und Impalas. Wir reden von DER Serengeti und dass sie natürlich nicht sterben darf. Wir freuen uns auf die ersten großen Löwenrudel und denken bereits ehrfurchtsvoll an unsere erste Camp-Übernachtung ohne irgendwelche schützenden Zäune um uns herum.
Dann ist es endlich soweit und wir erreichen das nordöstlich gelegene Klein’s Gate des Serengeti Nationalparks. Vor dem Eingang picken Kronenkraniche nach Samen und Insekten im Gras. Auf einem Felsblock liegt platt eine Stahlblaue Felsagame in schönster Paarungszeit-Pracht. In einem eher einfallslosen graubraunen Kleid liegt ein Weibchen quer über ihm. Es dauert nicht lange, ehe uns die ersten Gnus entgegen starren, gefolgt von Elen-Antilopen, Thomson Gazellen und Topis. Auch die Löwen meinen es gut mit uns. Auf halbem Wege zu unserer Campsite in der Lobo-Region ruht ein ganzes Rudel unter einer Akazie. Gleich 15 Familienangehörige flegeln sich dort in allen denkbaren Schlafpositionen. Schwer zu sagen, ob in der kleinen Senke hinter ihnen nicht noch mehr schlummern. Unübersehbar aber das Gnu, das zu ihrer Seite liegt. Oder zumindest das, was davon übriggeblieben ist. Und als wüssten die Wildkatzen, was wir sehen wollen, schleichen schon bald zwei von ihnen hinüber zu der zerlegten Antilope, reißen weiter an ihr herum und lassen es kräftig knacken. Mit dem Wind erreicht uns ein stechender Aasgeruch. Doch was mich abstößt, zieht die Geier an. Sie lauern von oben, sitzen geduldig auf den Ästen.
Nur ungern fahren wir weiter. Aber es wird spät. Und da das Camp innerhalb des Nationalparks liegt, ohne von Zäunen umzogen zu sein, lässt sich auch von dort noch eine Menge entdecken. Vor allem aber ist es gut, wenn man die Lage und Laufwege des Camps noch während des Tages sehen kann. Das hilft der Orientierung sehr und baut Ängste in der Nacht ab.
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Wilde Nächte in der Serengeti
Wenn die Dunkelheit kommt, weicht das Gefühl der relativen Sicherheit einer zunehmenden Stimmung des Ausgeliefertseins. Der besondere Nervenkitzel einer Camping-Safari setzt ein – hochgradig adrenalinhaltig. Irgendwie liebe ich es. Halbwegs sicher fühlt man sich eigentlich nur noch am Lagerfeuer in der Gesellschaft der anderen, außerdem im geschlossenen Zelt sowie im Dusch- und Toilettenblock. Aber was heißt das schon? Vor allem wenn der Guide mit der ein oder anderen Serengeti-Horror-Anekdote über den Abendessenstisch kommt.
Wahre Gute-Nacht-Geschichten zum Mitzittern geben so einer Camping Safari in Tansania einfach die zusätzliche Würze. Zum Beispiel die Story von den Löwen, die sich inmitten einer längeren Trockenzeit von dem verführerischen Geräusch tropfender Wasserhähne in den Sanitärtrakt locken ließen. Ausgerechnet in diesem Moment kommt etwas zu unbekümmert, halb verschlafen und vielleicht auch unter zu großem Harndruck leidend ein Camping-Gast hereinmarschiert. Leider nicht überliefert ist sein Gesichtsausdruck, als er und die Löwen sich plötzlich gegenüberstehen. Schon der Gedanke daran versiegelt meine Blase. Da stehst du nun und musst irgendwas machen. Aber was? Es heißt der Mann hatte Glück. Er konnte sich in eine der Toilettenkabinen einschließen und von dort laut um Hilfe rufen. Die Löwen suchten in der Zwischenzeit das Weite.
Solche Dinner-Storys kommen erst recht ganz gut, wenn das Lachen der Hyänen und der Ruf der Löwen real den akustischen Raum der Wildnis füllen. Zuerst resoniert es in den Ohren, dann vibriert das Trommelfell. Und von dort erschüttert es den ganzen Körper. Auf diese Weise eingeschüchtert von den Stimmen der Nacht versuchen wir nun konzentriert, jeden Ton in Bewegung und Distanz zu übersetzen: Kommen die Tiere unseren Zelten näher oder entfernen sie sich von ihnen? Vielleicht beobachten sie uns aber auch schon längst aus der Nähe, angezogen vom verführerischen Duft der leckeren Steaks auf dem Grill. Jetzt ist jedenfalls der richtige Augenblick, um an die Worte meiner lieben Kollegin AK zu denken, die hier sagen würde: „Keine Sorge, alles wild, aber halb so wild!“ …
Ein ganz besonderer Moment in diesen Nächten ist für mich jener, in dem ich mich tief in den Schlafsack hineinkuschele. Hier mischt sich prickelnde Spannung mit wohliger Geborgenheit. Welch berührende Erfahrung eine solche Wildnis doch sein kann. Um mein Zelt herum knistert und knackt es. Das Geheule der Schakale ertönt in klarer Nacht. Wildes Büffelschnaufen signalisiert größte Unruhe in der Herde. Ich weiß, die Löwen sind nah. Und plötzlich klingt es panisch dort draußen. Mögen die Büffel jetzt bloß nicht in Richtung Camp flüchten und alles niedertrampeln. Doch schnell kommt die Masse wieder zur Ruhe. So wie ich auch lauscht sie nun dem Todeskampf eines einzelnen Büffels, dessen verzweifeltes Geschrei bis tief ins Mark geht. Das Fauchen und Knurren der Löwen klingt jedoch fest entschlossen und übermächtig. Ein Entkommen scheint ausgeschlossen. Und so versiegt der Hilferuf im gleichen Maße, wie das Leben aushaucht. Stille folgt. Zeit für mich, einmal tief durchzuatmen, die Anspannung abzuschütteln und zu schlafen.
Ein ganz normaler Tag auf Camping Safari in der Serengeti
Am nächsten Morgen sind die Ereignisse der Nacht natürlich das Top-Thema. Von unserem Pärchen erfahre ich, dass so eine Nacht hier draußen noch stärker zusammenschweißt, weil nicht nur der romantische Sternenhimmel, sondern auch die Rauheit der Wildnis zu mehr Nähe führt.
Unser erster Weg des Tages führt uns nur wenige hundert Meter weit dorthin, wo die Löwen über ihre nächtliche Beute schmausen. Zwar haben wir die Jagd nicht gesehen, aber wir waren Ohrenzeugen. Schade nur, dass heute Morgen nicht viel zu erkennen ist. Es ist zu viel Busch davor. Doch der Tag hat ja gerade erst begonnen. Und was wir in den nächsten Stunden zu sehen bekommen, entschädigt allemal für die anfänglichen Sichtbeschränkungen: Leoparden, Büffel, Löwen, riesige Hornraben, bunte Gabelracken, Gnus, Klippschliefer, Weißrücken-Geier, Giraffen, Impalas, Zebras, ein Gnu-Kalb im Baumgeäst hängend, Topis, Thomson Gazellen und viele mehr. Und das war nur der Vormittag.
Mit dem Land Cruiser sind wir so nah am Geschehen, dass es sich anfühlt wie in der ersten Reihe von ARD und ZDF. Hier aber fühlt es sich nicht nur echt an, sondern es ist echt. So ein Land Cruiser ist das coolste, was ich mir als Safari-Reisender wünschen kann. Allem voran ihre hochstellbaren Dächer, die einen 360° Panorama-Rundblick erlauben. Das hat kein Reisebus. Zu den Tieren schafft es noch mehr Nähe, und es ist nicht mehr „nur gut“ zum Fotografieren, sondern perfekt. Außerdem gibt es Steckdosen zum Aufladen von Batterien und einen Kühlschrank, an dem man sich bedienen darf. Und so steht man in dem Land Cruiser mit dem Getränk in der Hand wie an einer Bar mit einer sagenhaften Aussicht. Das geht verständlicherweise nur auf einer Kleingruppenreise, weil man sich mit weniger Menschen wesentlich besser arrangieren kann. Der Stimmung innerhalb der Gruppe tut das in der Regel sehr gut. Querschläger*innen kann es überall geben, gibt es in meiner Safarirunde aber nicht. Alles nette Leute, die sich auch alle das Recht herausnehmen, sich mal aktiv in die Gruppe einzubringen und sich mal komplett zurückzuziehen. Weniger Anonymität ja. Aber hatten wir davon während der Pandemie nicht genug?
Nach einer wieder einmal kulinarischen Mittagspause freuen wir uns alle auf die bevorstehende Nachmittags-Safari. Ein Pavian-Trupp verabschiedet uns. Schnell sind wir aus ihrem Blick und schon auf dem Weg zum Retina Hippo Pool. Es ist einer der wenigen Orte in der Serengeti, wo wir den Jeep verlassen und Flusspferde aus nächster Nähe bewundern dürfen. Von Wasser ist kaum eine Spur. Es ist Trockenzeit. Dafür sind umso mehr Hippos zu sehen. Wie an der Perlenkette aufgezogen liegen sie dicht aneinander gereiht im Schlamm und seichten Nass. Es riecht unangenehm nach naturgedüngtem Fango. Von einer Flusspferd-würdigen Wasserstelle hat dieses Fäkalien-verseuchte Schlickwasserloch nichts mehr. Untertauchen und sich unter der Wasseroberfläche fortbewegen – so wie Hippos es gerne machen – ist unmöglich. Starr verharren sie auf ihren hart erkämpften oder zugewiesenen Plätzen. Für die wichtige Abkühlung und den notwendigen Schutz vor der sengenden Sonne reicht es vielleicht. Aber Spaß am Leben sieht anders aus.
Tief beeindruckt von den Flusspferd-Impressionen geht es weiter. Die Tierwelt hier ist einfach sagenhaft. Und was schließlich alles andere übertrifft ist der Moment, als wir Löwen auf einem Baum ruhen sehen. Treffender gesagt ist es die Löwenmama, die dort gerade Siesta macht. Ihr Nachwuchs dagegen turnt verspielt auf den Ästen herum – immer noch etwas unsicher und stets der Gefahr ausgesetzt, nach einer unvorsichtigen Bewegung herunterzufallen. Es gibt nicht viele Orte in der Safari-Welt, wo man solche ‘Baumlöwen‘. beobachten kann. Mal von einer erhöhten Position Ausschau nach guten Jagdgründen halten ist durchaus normal. Aber grundsätzlich findet für die meisten Löwen Afrikas das Leben auf dem Boden statt.
Ein toller Tag im Park. Wir alle haben viel Spaß … und genug Bewegung. Denn ein offenes Dach bedeutet auch häufiger mal einen Stellungswechsel, um das ideale Foto zu schießen. Auch die Flexibilität und Wendigkeit des Land Cruisers im Vergleich zum Reisebus ermöglicht auf so einer Kleingruppenreise eine Reihe von perspektivreichen Positionsänderungen. So ist dieser Nachmittag in jeder Hinsicht eine Demonstration der Einzigartigkeit der Serengeti. Auch nach der Ankunft im Übernachtungscamp schwärmen wir noch den ganzen Abend von unseren großartigen Begegnungen mit den Tieren. Enock schmunzelt dabei wohlwollend in sich hinein, so als wolle er sagen: „Ja, ja, Kinder, ich kenn’ das und verstehe bestens, wie es euch geht. Alles wird gut!“
Tansania Camping Safari Reisebericht: Weiter geht’s zum Ngorongoro
Am nächsten Morgen heißt es Abschied nehmen vom Serengeti Nationalpark. Es geht in die Ngorongoro Conservation Area. Man mag ja nach der Serengeti denken, dass jetzt eigentlich nichts mehr Besonderes kommen kann. Aber Irrtum: Ngorongoro will es allen noch einmal so richtig zeigen. Das Naturschutzgebiet ist ein weiterer Weltklasse-Spot für Tierbeobachtungen. Noch dazu bietet es spektakuläre Landschaftsszenerie außerhalb, aber ganz besonders innerhalb eines erloschenen Kraters. Als wir oben am Kraterrand stehen und in die Tiefe schauen, erahne ich noch nicht, was mich in dieser großen Arena erwartet. Erst als wir den riesigen Kraterboden erreichen, wird die Schönheit dieses Garten Eden immer eindringlicher. Seen und Ufer bilden dekorative Tupfer inmitten hoher und kurzer Graslandschaften. Die Flusspferde haben hier ihr Zuhause. Büffel, Nashörner und Elefanten kommen gerne mal unangemeldet auf eine Pool-Party vorbei. Und für einen kleinen Schluck an der Bar tauchen auch Leoparden, Hyänen und Wildhunde auf. Ein Löwenpärchen ist im 20-Minuten-Takt damit beschäftigt, wieder und wieder die Reproduktionsmaschine anzuschmeißen. Was für ein Stress für die beiden, aber was für ein Spaß für uns. Die Dichte der Tierwelt ist unglaublich. Fast wirkt es auf mich wie ein zu klein geratener Tierpark. Aber der Status als UNESCO-Weltnaturerbe erhebt es über alle Zweifel.
Eine letzte Nacht verbringen wir oben auf dem Kraterrand unter den wachenden Augen einiger Masais. Dann zieht uns der Sog der Zivilisation zurück in die Gegenwart asphaltierter Straßen mit seinen vielen Autos, den Steinbauten am Wegesrand und dem geschäftigen Treiben in menschenvollen Ortschaften wie Karatu und Mto wa Mbu. Die Big Five finden sich hier nur noch als Souvenirfiguren in Geschenkeläden. Es wirkt fast ein bisschen brutal, mich aus meinem gerade innig aufgebauten Verhältnis zur Natur so herauszureißen. Aber was für ein Geschenk, zumindest für ein paar Tage mal tief in die Wildnis eintauchen zu können. Zusammen mit einer Gruppe, die ich in den kommenden Tagen genauso vermissen werde wie unseren Guide Enock. Vielen Dank für diese Tage. „Asante Sana“ und „Kwaheri“.
Safaris in Tansania gehören zu den aufregendsten, die man sich in der Begegnung mit Wildnis und Tierwelt vorstellen kann. Ein Besuch hier ist allemal lohnenswert. Wir stehen gerne für Rückfragen und Unterstützung bei der Planung deiner Tansania-Reise bereit. Hier vor Ort wissen wir über die aktuelle Lage immer gut Bescheid. Also melde dich bei uns! Dein Traum, unsere Expertise – Dein ganz individuelles Tansania-Erlebnis.