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Geschrieben von: Juan Proll am 17. November 2021

Tansanias Wilde Seite – Auf einer Kleingruppenreise unterwegs, Erfahrungsbericht Teil I

Tansania Kleingruppentour

Mit dem Corona-Impfstoff im Körper eröffnen sich für viele Menschen neue Reiseperspektiven: Die Fernlust ruft – und Tansania lockt mit tollen Angeboten. Eine Kleingruppenreise in die Weiten Afrikas ist nach Monaten der Enge in den Klauen der Pandemie der ideale Start zurück in die Welt der Urlaubserlebnisse. Wie sich so eine Safari in Tansania anfühlt, das erzähle ich euch heute in meinem Erfahrungsbericht.

Löwe Tansania Kleingruppensafari

Schon der Anflug zum Kilimanjaro International Airport ist atemberaubend. Ich sitze nur zufällig auf der richtigen rechten Seite. Von hier kann ich das volle Panorama des höchsten Berges Afrikas genießen: 5.895 m, und zugleich das größte freistehende Vulkanmassiv der Welt. In meiner ersten Woche will ich das Dach Afrikas erklimmen – hinauf auf die Spitze jener Gletscherkrone, die mir kurz vor der Landung so eisig und kaltweiß entgegen schimmert.

Ein paar Tage später, geschafft von den anstrengenden Aktivtagen auf dem Berg aber mit dem Kilimandscharo-Besteiger-Zertifikat in meinen dankbaren Händen, freue ich mich nun sehr auf eine entspannte Safari-Kleingruppenreise in einige der aufregendsten Naturschutzgebiete Tansanias: Tarangire Nationalpark, Lake Natron, Serengeti Nationalpark und der Ngorongoro Krater. Tansania – The Wild Side. Doch das Schönste ist: In den nächsten Tagen muss ich nur die Strecke Auto, Zelt, Sanitäranlagen und Feuerstelle laufen. Den Rest der Zeit kann ich mich am Fenster festklammern und mich faul von unserem Guide herumkutschieren lassen. Und das auch noch bei kuschelig-warmen Temperaturen. Serengeti, ich komme.

Die Nacht vor dem Safari-Start verbringe ich in einer Lodge nahe dem quirligen Städtchen Arusha. Wie komfortabel sie doch ist. Und so schön in lauschigem Gartenambiente gelegen. Kaum zu glauben, dass ich die kommende Woche wirklich in einem Zelt verbringen will. Ich hätte natürlich eine Lodge Safari wählen können. Aber irgendwie wollte ich auch ganz raus aus meinen vier Betonwänden, wohl wissend, dass ich nicht vom Autoverkehr, sondern von den Geräuschen der Wildnis umgeben sein werde. Ich wollte die noch größere Nähe zur Natur und das abenteuerliche Kribbeln in der Magengegend, wenn ich im Zelt liegend Bewegungen um meine Unterkunft herum wahrnahm und mich fragte: „Ist es ein Löwe oder eine Antilope?“

Kleingruppenreise in Tansania – die Gruppe, das Briefing, der Start

Am Tag des Tourstarts lerne ich den Rest der Gruppe kennen, ein Pärchen und zwei weitere Einzelreisende wie ich. Das erlaubt uns genug Platz in unserem Land Cruiser. Maximal 7 Gäste können bei so einer Kleingruppenreise dabei sein. Wer will im Nachgang von Corona auch schon gleich wieder in einer größeren Reisegruppe in einem vollen Bus unterwegs sein?

Das routinemäßige Briefing, das Andrew, der Operations Manager, mit allen Tansania-Gästen bei einer Tasse Kaffee macht, stimmt gleich doppelt ein auf die bevorstehenden Tage: Danach weiß man A, was einen erwartet und B erfährt man auf charmante Weise, was von einem erwartet wird. Schließlich ist man nicht nur in einer kleinen Gruppe unterwegs, sondern man trifft auch auf fremde Kulturen und wilde Tiere. Bestimmte Verhaltensregeln geben Sicherheit und Sicherheit erhöht den Genuss. Enock, unseren Guide, lernen wir hier auch kennen. Schnell verladen wir mit seiner Hilfe das Gepäck und schon geht es los.

Safarifahrzeug Gepäck Tansania Safari

Tansania Safari – von Arusha zum Tarangire Nationalpark

Der Weg führt mitten durch Arusha. Eine sehr lebendige Stadt. Moderne Architektur mischt sich mit klapprigen Gebäuden. Der Verkehr wirkt mancherorts etwas chaotisch. Es stinkt nach Benzin. Minibus-Taxis, Motorräder und Autos füllen den dürftigen Asphalt, Menschen noch mehr. Das geschäftige Treiben zieht sie an. In manchen Vierteln wirkt es so afrikanisch wie man es aus der Berichterstattung im Fernsehen kennt: improvisierte Marktstände, lange Reihen von verkäuflichen Benzinkanistern entlang der Straßen, Schubkarren voller exotischer Früchte und Gewürze sowie Frauen, die ihre Waren in Körben auf dem Kopf tragen. Erst hinter Arusha wechselt die Szenerie. Wir fahren vorbei an Masai Dörfern mit ihren schlammfarbenen Hütten. Menschen in bunten Kleidern schauen neugierig in unseren Cruiser und kleine Kinder winken uns fröhlich zu.

Knapp zwei Stunden später erreichen wir unser erstes Etappenziel: den Tarangire Nationalpark. Endlich Wildnis. Endlich Tierwelt. Nur ein paar Kilometer weiter hinein fühlt es sich bereits an wie das Abtauchen in ein wunderschön bebildertes Geschichten-Buch über die märchenhaften Orte Afrikas. Immer wieder ist ein unkontrolliertes Raunen meiner Mitreisenden zu hören. Auch mir entgleitet wiederholt ein „wow“.

Tarangire Nationalpark Gruppensafari Reisebericht

Der ersten Elefantengruppe begegnen wir im Flussbett. Ob die Pfützen dort noch Überreste der letzten Regenzeit oder schon die ersten Tropfen der neuen sind, lässt sich für die Dickhäuter sicher am besten am Geschmack erkennen. So viel, wie sie gerade vor unseren Augen zechen, sollte es am besten sehr bald regnen. Unweit von ihnen rupfen Giraffen genüsslich die Blätter von den Akazien. Bei den langen Stacheln im Geäst würden sie wahrlich eine dicke Lippe riskieren, wenn sie nicht schon eine hätten. Zebras dagegen wandern im ‚Stop and Go‘ von Baobab- zu Baobabbaum auf der Suche nach essbarem Gras. Die Löwen beeindruckt das wenig. Ihr Blick geht nach oben in den wolkenbedeckten Himmel. Es scheint den wasserscheuen Wildkatzen Sorgen zu machen, ob sie trocken bleiben oder mit nassem Fell auf die Jagd gehen müssen.

Unklar bleibt auch, was in den Köpfen der Gnus vorgeht, die gerade die Straße vor uns kreuzen? Sie schauen weder nach links noch nach rechts und wirken wie zerstreute Professoren, die ihre Brille im Büro vergessen haben. Unweit des Geschehens beruhigt sich der kräftige Flügelschlag eines Geiers, als er sich auf dem Ast eines Baumes niedersetzt. So wie er die Lage sondiert, scheint er bereits mehr zu wissen als wir. Ja, überall kleine Geschichten. Dazu eine Savannen-Kulisse, die meine Augen zum Leuchten bringt. Auch der Ausblick über die Masai-Steppe in Richtung Berge ist atemberaubend. Es ist einer dieser Tage, die eigentlich nicht enden müssen.

Laufende Elefantenherde Reisebericht

Vollgetankt mit natürlicher Harmonie fahren wir schließlich zu unserem Übernachtungscamp. Enock hat sichtlich seine Freude an unserem Glück. Mit einer kleinen Story hier und einer erklärenden Bemerkung da, hat auch er zu diesem wundervollen Tag beigetragen. Nun sitzen wir alle gemeinsam am Lagerfeuer, reden und lachen und stoßen an mit unseren Drinks. Es ist so schön, sich um nichts Anderes kümmern zu müssen. Denn für den Zeltaufbau und die Essensvorbereitung ist eine gesonderte Crew zuständig, die unabhängig von uns unterwegs ist. Und so geht es nach einem leckeren und üppigen Dinner ins gemachte Bett – zwischen mir und den Raubtieren der Nacht nur ein dünnes, reißfestes Gewebe. Ich hoffe, all diese Löwen, Hyänen und Leoparden halten sich an die „physical distancing“ Vorgabe und kommen nicht näher als 2 m an mich heran.

Campingplatz Tarangire Tansania

Auf Gruppenreise durch Tansania – Quer durchs Land zum Lake Natron

Voller Vorfreude krieche ich am nächsten Morgen aus meinem Zelt. Im Duschtrakt treffe ich auf die anderen beiden Singles dieser Reise. Gut gelaunt schmeißen sie sich ein paar Witze hin und her. Beim Frühstück reden wir dann darüber, wie die Kleingruppenreise heute weitergeht. Lake Natron steht bevor, ‚off the beaten track’ – eine weitere wilde Seite des Landes.

Unterwegs ist es weitestgehend still. Nur das Pärchen flüstert schon mal vor sich hin, um sich gegenseitig auf Sehenswertes aufmerksam zu machen. Während der Fahrt aus dem Fenster zu schauen, wird hier auch nicht langweilig. In dem Land Cruiser können wir zudem auf beiden Seiten und nach vorne heraus sehr gut sehen, was sich da draußen so tut. In denke dabei an die größeren Reisebusse. Da siehst du auf der rechten Seite sitzend nicht so wirklich, was auf der linken passiert, und hinten nicht, was vorne abgeht. Häufig lassen sich nicht einmal die Fenster öffnen. Hier hat jede*r Mitfahrende sogar garantiert einen Platz am Fenster, das sich noch dazu öffnen lässt. Gut zum Fotografieren. Auch wenn es schon bald sehr ruckelig wird.

Inzwischen haben wir die Asphaltstraße verlassen und brettern nun über Schotterpiste. Diese Art der Körperbehandlung nennen sie hier eine „Afrikanische Massage“. Nur Enock sitzt fest im Sattel. Unterwegs passieren wir zahlreiche Siedlungen der Masai. Die Landschaft ist spektakulär. Es geht vorbei am Vulkan Ol Doinyo Lengai, dem heiligen Berg der Masai. Lake Natron liegt zu seinen Füßen. Er wird gespeist durch den in Kenia liegenden Ewasu Ng’iro Fluss und durch mineralreiche heiße Quellen. Ein Grund für seine hohe Salinität und Alkalinität.

Man könnte daher meinen, dass die vielen Wasservögel im See ihren Wellness-Urlaub machen. Allein bis zu 2,5 Millionen Zwergflamingos, also etwa dreiviertel des Weltbestandes, leben hier in weitestgehend isolierter und ungestörter Lage. Statt Heilquelle ist Lake Natron für sie aber weltweit einer der wichtigsten Futterstellen und Niststätten. Der Ausblick über den See ist gigantisch. Es ist diese unglaubliche Masse von Zwergflamingos und unzähligen Rosaflamingos, die so beeindruckt. Ich wünschte, ich könnte fliegen.

Flamingos Lake Natron Tansania Safari

Doch statt Flügel zu schwingen können wir uns heute nur die Beine vertreten. Zum Glück fühlt sich meine Muskulatur wieder locker an. Und in die Höhe geht es ja auch nicht. Dafür aber durch ein enges Gebirgstal zu einem Wasserfall mit einladender Bademöglichkeit. Unser Guide entlang der schmalen Pfade ist ein Masai. Mühelos schreitet er durch das steinige Gelände. Aber kein Wunder bei seinen Sandalen – sie sind aus Motorradreifen geschnitten. Und da sie sogar mehr Profil als meine Schuhe haben, tippe ich mal auf eine Enduro. Aber so oder so macht es uns allen Spaß, nach den vielen Stunden im Auto doch noch ein bisschen Bewegung zu bekommen. Die Stimmung unter den Kaskaden ist feucht aber fröhlich. Was hier fehlt, ist so etwas wie eine Poolbar.

Wasserfall Wanderung Lake Natron Gruppensafari Tansania

Unser Nachtlager ist heute gleich in der Nähe des Sees und der Flamingos. Das Camp gehört einer Masai-Familie. Sie selbst sind in Rundhütten untergebracht, die der typischen Bauweise der Masai-Bomas entspricht: Das Grundgerüst besteht aus dünnen Baumstämmen. Mit dem Geäst der Umgebung werden die Wände und die Decke gebaut. Bei Bedarf kommt dann ein isolierender Mörtel obendrauf. Dieser besteht aus einer satten Kuhdung- und Schlamm-Mischung, die entweder mit Wasser oder wahlweise mit menschlichem Urin angesetzt wird. Über diese Schicht wird oben auf dem Dach noch das trockene, lange Gras der Steppe ausgelegt. Geflochtene Pflanzenfasern halten alles sorgfältig zusammen.

Masai boma Hütte Tansania Reise

Fortsetzung meines Reiseberichts folgt …

Safaris in Tansania gehören zu den aufregendsten, die man sich in der Begegnung mit Wildnis und Tierwelt vorstellen kann. Ein Besuch hier ist allemal lohnenswert. Wir stehen gerne für Rückfragen und Unterstützung bei der Planung deiner Tansania-Reise bereit und teilen unsere Erfahrungen mit dir. Hier vor Ort wissen wir über die aktuelle Lage immer gut Bescheid. Also melde dich bei uns! Dein Traum, unsere Expertise – Dein ganz individuelles Tansania-Erlebnis.

Autor: Juan Proll

Reisen war schon immer Juan Prolls große Leidenschaft: Drei Jahre in Lateinamerika, zwei Jahre in Südostasien und Ozeanien sowie Kurzreisen bis zu neun Monaten in Europa, Mittelamerika und Nordafrika. 2010 entschied er sich, seinen Beruf in Deutschland als Lehrer der Erwachsenenbildung und Leiter eines Kompetenzzentrums für Migrationsfragen an den Nagel zu hängen und in Südafrika Ranger zu werden. Seit 2011 ist Juan nun in Afrika unterwegs, bereiste das südliche und östliche Afrika und bestieg auch den Kilimandscharo in Tansania. Zunächst aber machte er seine Nature-Guide-Ausbildung in Südafrika und arbeitete in einem Big Five Wildreservat. Mit weiteren Ausbildungen und intensivem Selbststudium zum Cultural Guide hat Juan seitdem sein Wirkungsfeld über die Tierwelt hinaus auf Land und Leute ausgedehnt. Mitte 2013 wechselte er zu Africa-Experience und führt seitdem als Safari Guide Reisende durch Afrika. Juan ist Mitglied im Berufsverband Field Guides Association of Southern Africa.

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