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Geschrieben von: Juan Proll am 12. Juli 2022

Elefanten in Tansania – Lieblinge und Sorgenkinder

Elephants In Tanzania

Tansania allein hat mehr wild lebende afrikanische Elefanten als ganz Asien asiatische hat. Für den Tourismus sind sie ein Segen, der Bevölkerung aber verschaffen sie oft ein schwieriges Leben. Wie das Land diesen Spagat bewältigt, davon handelt der heutige Blog.

Über 60.000 wild lebende Elefanten schätzt die tansanische Regierung auf ihrem Gebiet. Eine wahre Erfolgsmeldung, nachdem allein zwischen 2009 und 2014 ca. 60 % der Elfenbeinträger größtenteils durch massive Wilderei verloren gingen. Der Bestand war damals auf etwa 43.000 Dickhäuter geschrumpft.

Durch den Ausbau und die Verbesserung der Wilderei-Bekämpfung konnte ihre Zahl seitdem aber nicht nur stabilisiert, sondern sogar erhöht werden. Zur großen Freude der Touristen, die sie vor allem im Tarangire Nationalpark und – in noch viel größerer Zahl – im Ruaha Nationalpark, im Nyerere Nationalpark sowie dem Selous Game Reserve bewundern können.

Dagegen hält sich die Begeisterung der lokalen Bevölkerung häufig in Grenzen. Das gilt insbesondere in den Regionen, wo die Elefanten sich nicht an die Grenzen der Schutzgebiete halten, sondern die Tränken und Ackerflächen der Farmer*innen stürmen und unbekümmert für Zerstörung sorgen. Eine Herausforderung, der sich sowohl die Gemeinden, die Regierung und auch Nichtregierungsorganisationen stellen.

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Elefanten in Tansania – des einen Freud und des anderen Leid

Der touristenarme Süden Tansanias war während des Massensterbens der Elefanten besonders betroffen, ein wahres „Killing fields“. Sie wurden vor allem für ihr Elfenbein gejagt und abgeschlachtet, das in jenen Jahren in der Spitze bis zu 3.000 USD pro Kilo auf den internationalen Märkten einbringen konnte.

Im Umkehrschluss deutet einiges darauf hin, dass die große Präsenz des Tourismus in den nördlich und nordöstlich gelegenen Schutzgebieten einen erheblichen Anteil an den Überlebenschancen der Savannenriesen hatte.

Doch auch die wachsende Bevölkerung und ihre Ausweitung in die Habitate der Elefanten tragen einen Teil zum Drama bei. Diese „unilateralen“ Landnahmen dienen einerseits der Nahrungssicherheit der Menschen. Sie führen aber andererseits zunehmend zu Konflikten mit den Rüsselträgern, wenn sie sich auf ihre Feldfrüchte stürzen.

Elefanten in Tansania und die Hoffnung auf Wohlstand

Nach regierungseigenen Angaben sind über 33 % der Landesfläche als Schutzgebiete ausgewiesen, darunter 22 offizielle Nationalparks. Im internationalen Vergleich ist dies ein deutliches Zeichen für den Tierschutz. Gleichzeitig wächst die einheimische Bevölkerung und breitet sich in alle Himmelsrichtungen aus. Dies führt unweigerlich zu Konflikten, nicht nur zwischen Mensch und Tier, sondern auch zwischen den Einheimischen und ihrer Regierung. Die Verantwortlichen mühen sich und versuchen, das Volk von der Notwendigkeit ihrer Maßnahmen zu überzeugen.

Ein wichtiges Argument der Politiker*innen, um das Volk für ihre Schutzmaßnahmen zu gewinnen, ist der Profit des Landes durch den Tourismus: Menschen aus aller Welt kommen her, weil sie hier Löwen, Leoparden, Nashörner, Büffel, Elefanten, Zebras und Giraffen sehen können. Sie bringen Devisen ins Land und tragen damit zum Wohlstand aller bei.

Local Village in Tanzania

Doch die Erfahrung vieler in der Bevölkerung ist die, dass die Touris hier vielleicht mal ein Eis kaufen und dort ein Wasser. Das berichten insbesondere diejenigen, die nicht im Tourismus-Sektor involviert sind. Für die meisten von ihnen ist von Wohlstand keine Spur. Auch die versprochenen Kompensationszahlungen für Zerstörungen ihres Eigentums erfolgen häufig nicht reibungslos: der bürokratische Aufwand, die Nachweise usw. …

Und dort, wo Einnahmen aus dem Tourismus in die Gemeinden zurückfließen, zeigt sich nicht zwangsläufig der gewünschte Zugewinn, zum Beispiel durch die Verbesserung der Infrastruktur wie den Bau von Straßen, Schulen, Kindergärten oder Ähnliches.

Elefanten in Tansania und Mensch-Tier-Konflikte

Im Hintergrund bedarf es einer Menge Konfliktlösungsarbeit, um eine Balance zwischen den Nöten der Einheimischen, dem Schutz der Tiere und den Erwartungen der Touristen sicherzustellen. Wie im berühmten Porzellanladen geht schnell eine Menge kaputt, wenn die Elefanten auf Wasser oder Futter zusteuern: Sie zertrampeln die Felder, stoßen Sträucher und Bäume um, fressen die Feld- und Baumfrüchte, zerstören Trinkanlagen und Wasserbehälter.

Die internationalen Gäste bekommen davon in der Regel nichts mit. Was passiert also derzeit in Tansania über die Kompensationszahlungen hinaus, um diese wichtige Balance herzustellen? Hier ein paar Eindrücke:

Verjagen

Die Verluste durch Elefanten sind zum Teil schwerwiegend. Das Gefühl von Hilflosigkeit bei den Betroffenen kann entsprechend groß sein. Ebenso die Sorge vor einem nächsten Mal. Hier geht es vielen vor allem erst einmal um Maßnahmen zur Schadensbegrenzung. Die Menschen bewachen ganz klassisch ihre Felder, vertreiben die Trampeltiere vom Ackerland, mit lauten Rufen, in die Hände klatschend, auf Töpfen trommelnd oder Ähnlichem. Sie entfachen Feuer, legen schmerzhafte Fallen aus oder werfen Steine, Stöcke und Speere nach ihnen. Selbst Schüsse in die Luft gehören ebenso in diese Kategorie wie manchmal auch das Erschießen eines Problemelefanten.

Diese Methoden sind arbeitsintensiv. Sie erfordern viele Ressourcen und sind stark von der Frage abhängig, wie viel Akzeptanz die lokale Gemeinschaft für die Aktivitäten der Dickhäuter hat. In der Folge einen Elefanten zu töten, mag aus der Sicht der Betroffenen notwendig sein, zeigt aber vor allem das hilflose Scheitern aller Konfliktbewältigungsbemühungen.

Austricksen & Abschrecken

Elefanten haben nicht umsonst den Ruf, schlau zu sein. Immer wieder gewöhnen sie sich an die „untierische“ Behandlung und steuern ungebremst auf ihr Ziel zu. Diesen Tieren etwas entgegenzusetzen und sie zu verscheuchen, bedarf schon einiger trickreicher Ideen. Sie haben neben der Abschreckung auch das Ziel, dass die Farmer*innen sich „beruhigt“ schlafen legen können. Zu diesen Maßnahmen gehören zum Beispiel ungewöhnliche Umzäunungen, darunter solarbetriebene Blitzlichtzäune, Chillizäune oder Bienenstockzäune.

Die solarbetriebenen Blitzlichtzäune bestehen aus Flackerlichtern, die in Augenhöhe der Elefanten auf Bambusstangen montiert und in Abständen von ca. 200 Metern oder weniger aufgestellt werden. Sie vermitteln den Eindruck, dass dort Bewegung ist und blenden zugleich die Augen.

Chillizäune sind keine mit Chillischoten bestückten Bänder, die sie von Pfosten zu Pfosten befestigen. Es sind in Chilliöl getränkte Sisalleinen- oder Sisaltuch-Zäune, dessen Geruch oder Geschmack auf Elefanten wie „scharfe“ Munition wirkt, ohne zu töten.

Alternativ gibt es Versuche – vergleichbar mit einem Mückenschutzmittel –, eine Art „Elefantenschutzmittel“ in Flaschen zu bunkern, die sie in regelmäßigen Abständen entlang des Zaunes aufhängen. Das Southern Tanzania Elephant Programme (STEP) verwendet hierfür zum Beispiel eine übel riechende fermentierte Rezeptur aus Chili, Ingwer, Knoblauch, Niembaumblättern, Eiern und Kuhdung. Der Mief macht sogar Stinktiere neidisch.

Der Bienenstockzaun baut darauf, dass die Dickhäuter so dickhäutig gar nicht sind und Angst vor Bienen haben. Auch sie müssen rund um ein beackertes Feld aufgestellt werden. Je nach Größe des einzuzäunenden Gebietes erfordert die Maßnahme viel Arbeit und Geld. Und sie mit Wildbienen zu füllen ist auch nicht mal eben erledigt. Sie müssen ja von irgendwo herkommen.

Auf der anderen Seite bieten Bienenstockzäune den Farmenden den Vorteil, eventuell ein weiteres Standbein aufzubauen: als Imker ein zusätzliches Einkommen durch Honigverkauf verdienen.

Präventive Maßnahmen

Darüber hinaus gibt es noch eine Reihe von weiteren sehr wichtigen flankierenden Maßnahmen. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Entwicklung von strategischen Konfliktverhinderungsplänen in und für konkret betroffene Gemeinden.
  • Schaffung alternativer Einkommensmöglichkeiten
  • Förderung der Zusammenarbeit von Landesregierung, lokaler Regierung und Nichtregierungsorganisation; Ziel ist es, eine Balance zwischen den Nöten der Einheimischen, dem Schutz der Tiere und den Erwartungen der Touristen sicherzustellen.
  • Erhalt und Einrichtung von Korridoren, die den Elefanten eine sichere Elefantenbewegung ermöglichen.

Tansania erfreut sich einer großen Elefanten-Population und ist um ein gutes Zusammenleben von Mensch und Tier bemüht. Der Tourismus profitiert sehr davon, da die Regierung große Gebiete des Landes unter Naturschutz gestellt hat.

Wir stehen gerne für Rückfragen und Unterstützung bei der Planung deiner Tansania-Reisebereit. Hier vor Ort wissen wir über die aktuelle Lage immer gut Bescheid. Also melde dich bei uns!

Autor: Juan Proll

Reisen war schon immer Juan Prolls große Leidenschaft: Drei Jahre in Lateinamerika, zwei Jahre in Südostasien und Ozeanien sowie Kurzreisen bis zu neun Monaten in Europa, Mittelamerika und Nordafrika. 2010 entschied er sich, seinen Beruf in Deutschland als Lehrer der Erwachsenenbildung und Leiter eines Kompetenzzentrums für Migrationsfragen an den Nagel zu hängen und in Südafrika Ranger zu werden. Seit 2011 ist Juan nun in Afrika unterwegs, bereiste das südliche und östliche Afrika und bestieg auch den Kilimandscharo in Tansania. Zunächst aber machte er seine Nature-Guide-Ausbildung in Südafrika und arbeitete in einem Big Five Wildreservat. Mit weiteren Ausbildungen und intensivem Selbststudium zum Cultural Guide hat Juan seitdem sein Wirkungsfeld über die Tierwelt hinaus auf Land und Leute ausgedehnt. Mitte 2013 wechselte er zu Africa-Experience und führt seitdem als Safari Guide Reisende durch Afrika. Juan ist Mitglied im Berufsverband Field Guides Association of Southern Africa.

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