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Geschrieben von: Taher Nassrulla am 9. September 2015

Gazelle oder Antilope – Worin besteht eigentlich der Unterschied?

Gazellen oder Antilopen

Gazellen sowie Antilopen sind auf einer Safari durch den Norden von Tansania ein ständiger Begleiter. Sei es im berühmten Ngorongoro Krater oder in der weiten Serengeti überall trifft der Tansania-Besucher auf eine Vielzahl von Antilopen und Gazellen. Insgesamt gibt es 91 verschiedene Arten von Antilopen und Gazellen auf der Welt, von denen allein 72 Arten auf dem afrikanischen Kontinent beheimatet sind.

In den nördlichen Wildschutzgebieten von Tansania sind am weitesten Grant- und Thomson-Gazelle sowie Impalas, Gnus, Kuhantilope und Topi verbreitet.

Gazellen

Aber was sind genau die spezifischen Unterschiede zwischen einer Gazelle und einer Antilope? Diese relativ häufig gestellte Frage ist leicht zu beantworten. Als erstes gilt: alle Gazellen sind Antilopen, aber nicht alle Antilopen sind gleichzeitig auch Gazellen…

Denn Gazellen stellen eine Unterfamilie der Antilopen dar, währenddessen Antilopen allgemein zu der Familie der Hornträger gehören. Die Familie der Antilopen besteht aus einer recht vielfältigen Gruppe von Paarhufern, zu denen unter anderem Impalas, Gazellen, Oryxantilope, Wassserbock, Elenantilope, Gnu und viele andere Arten gehören.
Alle Antilopen und deshalb auch die Gazellen besitzen einen Vier-Kammer-Magen und sind damit Wiederkäuer. Der wirklich entscheidende Unterschied zwischen Gazellen und anderen Antilopen besteht letztendlich in der Körpergröße und der Hörner.

So sind Gazellen in der Regel um einiges kleiner als andere Antilopen. Die unterschiedliche Körpergröße ist wohl am deutlichsten im Vergleich zwischen einer Thomson-Gazelle und einer Elenantilope auszumachen. Während die zierliche Thomson-Gazelle im Durchschnitt ein Körpergewicht von ca. 30kg erreicht, kann eine Elenantilope bis zu 950kg und mehr auf die Waage bringen.

Ein weiterer Unterschied zwischen Gazellen und anderen Antilopen machen die Hörner aus. Bei den meisten Gazellen tragen sowohl die männlichen als auch die weiblichen Tiere Hörner. Dies ist hingegen bei anderen Antilopen nicht der Fall. Beispielsweise tragen nur männliche Impalas ein Gehörn und gelten damit zwar als Antilope, nicht aber als Gazelle.

Ein weiterer Unterschied kann man im Verhalten der Gazellen ausmachen, wenn sie zum „Prunken“ – oder auch Prellspringen genannt – ansetzen. Dabei springt die Gazelle mit gestreckten Beinen und gekrümmten Rücken vertikal in die Höhe, um kurz nach der Landung mit voller Geschwindigkeit davon zu sprinten. Diese besondere Verhalten kann man insbesondere beobachten, wenn die Gazelle Gefahr durch ein Raubtier wittert. In den meisten Fällen entkommt die Gazelle so ihren Feinden.

Des Weiteren bevorzugen Gazellen das kurze und gerade erst emporsprießende Gras und sind daher meistens in der offenen und weiten Ebenen der Serengeti zu finden. Andere Antilopen hingegen ernähren sich in der Regel von dem längeren und härteren Gras. Somit ist auch die Konkurrenz bei der Futtersuche zwischen Gazellen und anderen Antilopen ausgeglichen.

Ob Gazelle oder eine andere Art der Antilope, alle Tiere besitzen ihre ganz eigenen Merkmale und Besonderheiten und damit ihre ganz individuelle Schönheit, die man jedesmal wieder neu bewundern kann.

Liste der am weitest verbreiteten Gazellen in Sub-Sahara-Afrika

  • Thomson’s Gazelle (Eudorcas thomsonii)
    Die schnelle Thomson’s Gazelle – auch Tommie genannt – ist wahrscheinlich die am häufigsten anzutreffende Gazelle in Ostafrikas Savannen und Graslandschaften. Auf einer Safari haben Sie sehr gute Chancen, sie zu sehen. Thomson’s Gazellen können eine Geschwindigkeit von 70kmh erreichen; Männchen wiegen bis zu 35kg und Weibchen bis zu 25kg. Sie haben ein sandig-braun-farbenes Fell und einen schwarzen Streifen an beiden Flanken. Sowohl Männchen als auch Weibchen haben Hörner.
  • Grant’s Gazelle (Nager granti)
    Wie der Name erahnen lässt, sind diese Antilopen auch Gazellen; sie leben in offenen Graslandschaften und Bushland. Weibchen wiegen zwischen 35 und 50kg; Männchen wiegen zwischen 50 und 80kg. Sowohl Weibchen als auch Männchen haben Hörner. Auf den ersten Blick scheinen sie den Thomson’s Gazellen zum Verwechseln ähnlich. Grant’s Gazellen sind aber größer und haben längere Hörner.
  • Gerenuk (Litocranius walleri)
    Das Gerenuk erkennen Sie durch seinen sehr langen Hals, der ihm auch den Namen Giraffenantilope eingebracht hat. Es hat einen vergleichsweise kleinen Kopf, große Augen und ein braun-rötliches Fell; Gerenuks werden bis zu 105cm groß. Nur männliche Gerenuks haben Hörner. Die schlanken Antilopen werden als Gazellen eingestuft und wiegen bis zu 50kg (Männchen) und 45kg (Weibchen). Gerenuks kommen vor allem am Horn von Afrika vor, aber auch im Norden Kenias und in einigen Regionen Tansanias.
  • Oribis (Ourebia)
    Die kleine Oribi Gazelle können Sie in ganz Ost-, Süd-, und Westafrika vorfinden. Oribis wiegen ungefähr 20kg und erreichen eine Schulterhöhe von ungefähr 65cm; Männchen sind etwas kleiner als Weibchen. Oribi leben in Graslandschaften, Savannen und Überschwemmungsgebieten. Nur die Männchen haben Hörner; diese sind relativ klein, dünn und gerade.
  • Springbok (Antidorcas marsupialis)
    Springböcke kommen nur im südlichen Afrika vor, vor allem in Südafrika und Namibia. Mit ihrem schwarzen Streifen an den Flanken ähneln sie im Aussehen den Thomson’s Gazellen aus Ostafrika. Springböcke wiegen um die 40kg und sind ungefähr 85cm groß. Sowohl Männchen als auch Weibchen haben Hörner.
  • Impala (Aepyceros melampus) – sind keine Gazellen
    Anders als man vielleicht denken könnte sind Impalas zwar Antilopen, aber Impalas sind keine Gazellen. Sie sind mit 40 bis 80kg zwar vergleichsweise klein, doch werden sie trotzdem nicht zu den Gazellen gezählt. Auf Pirschfahrten in Tansania und ganz Ostafrika sind Impalas eine der am häufigsten gesehenen Antilopen- und Tierarten überhaupt. Auch andere häufig gesehene Antilopen wie zum Beispiel Gnus, Elenantilopen und Oryxe zählen nicht zu den Gazellen.

Autor: Taher Nassrulla

Geboren in Ostafrika, ist Taher schon seit seiner frühen Kindheit fasziniert von der Afrikanischen Wildnis mit ihrer ursprünglichen Natur und ihren vielfältigen Landschatfsformationen. Nach einigen Jahren in Europa, kehrte er 2004 nach Tansania zurück, um seine berufliche Laufbahn als Safari-Tourguide zu beginnen. Seitdem verbringt er soviel Zeit wie möglich im Afrikanischen Busch, um seine Fertigkeiten als Reisebegleiter und sein Wissen über Flora und Fauna stetig zu erweitern.Taher spricht fliessend Englisch, Kiswahili und Deutsch und ist ein leidenschaftlicher Fotograf. Seine langjährigen Erfahrungen und Kenntnisse über den Afrikanischen Busch teilt er gerne mit ebenso interessierten Safaribegeisterten als deutschsprechender Tourbegleiter.

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