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Geschrieben von: Taher Nassrulla am 18. Mai 2016

Die Tüpfelhyäne ist weitaus mehr als nur eine Lachnummer

Die Tüpfelhyäne

Die Tüpfelhyäne (Crocuta crocuta) ist auf dem gesamten afrikanischen Kontinent weit verbreitet. In der Regel unterscheidet man zwischen drei Hyänenarten, wobei die Tüpfelhyäne die größte ihrer Art ist im Vergleich zur Schabracken- und Streifenhyäne. Allgemein ist das Bild der Hyäne sehr negativ geprägt, indem ihre Gestalt und Verhalten meist als tollpatschig und gefräßig assoziiert wird.


Zunächst ein paar Fakten zur Gestalt und Körperbau der Tüpfelhyäne, die immerhin eine Schulterhöhe von bis zu 90cm und eine Länge zwischen 95 und 165 cm erreichen kann. Auffallend hierbei ist, dass die weiblichen Hyänen größer sind als ihre männlichen Artgenossen. Der Grund für dieses eher untypische Charakteristikum liegt darin, dass bei einer Übermacht des Männchens, dieses relativ leicht das Weibchen vertreiben könnte, um ihre Jungen zu fressen.

Während des Tages halten sich Hyänen meist in Erdhöhlen auf, die zuvor von Erdferkeln oder Warzenschweinen gebaut wurden. Ist ein Weibchen paarungsreif, paart sie sich meist mit mehreren verschiedenen Männchen. Nach einer Tragezeit von gut 110 Tage, gebärt das Weibchen im Durchschnitt zwei Jungtiere. Anfangs werden die Welpen noch separat von dem restlichen Clan gehalten und erst nach ein paar Wochen führt die Mutter ihren Nachwuchs in den Clan ein. Ab jetzt leben die Welpen zusammen mit anderen Clanmitgliedern im selben Erdloch. Die weiblichen Jungtiere tendieren dahin, im Clan, in welchem sie hineingeboren worden sind, zu bleiben. Hingegen werden die männlichen Jungtiere nach Erreichen ihrer Geschlechtsreife fortgejagt. Eine Tüpfelhyäne kann im Durchschnitt 20 Jahre alt werden.

Das Fell der Tüpfelhyäne variiert zwischen den einzelnen Individuen und hängt zudem vom Alter und von der Klimazone ab, in der die Hyäne lebt. Das Fell ist relativ kurz und rau. Der Farbton des Fells differiert zwischen gelb und grau, und ist mit dunklen Tupfen versehen. Eine recht kurze Rückenmähne verläuft entlang vom Kopf bis hinunter zum unteren Rücken.

Am Markantesten ist aber wohl die nach hinten abgeneigte Körperhaltung der Tüpfelhyäne, die durch die längeren und kräftigeren Vorderbeine im Vergleich zu den kürzeren Hinterbeinen verursacht wird und manchmal ein wenig an die Gestalt der Gnus erinnert. Hinzu verstärkt der wuchtige Kopf mit den rundlichen Ohren die schiefe und nach hinten abfallende Körperform.

Noch immer glauben viele Menschen, dass Hyänen reine Aasfresser sind und selber nicht auf Beutejagd gehen. Diese weitverbreitete Falschaussage muss definitiv revidiert werden, denn Hyänen sind ausgezeichnete Jäger und ein Großteil ihrer Beute ist von ihnen selbst erlegt. Hyänen besitzen eine bedeutende Rolle für den Erhalt des natürlichen Ökosystems, indem sie die Natur von verwesenden Tierkadavern reinhalten.

Hyänen sind nachtaktive Tiere. Mit Hilfe ihres hervorragenden Sehvermögens bei Dunkelheit sowie ihres ausgezeichneten Hörvermögens können Hyänen auch während der tiefsten Finsternis Beute ausmachen. In der Regel jagen Hyänen zusammen in einem Rudel. Doch auch allein sind Hyänen auf Jagd von Zeit zu Zeit zu beobachten. Dabei suchen sich Hyänen, in erster Linie das schwächste oder ein sehr junges Beutetier aus einer Tiergruppe heraus und jagen es, bis dieses sich völlig verausgabt hat. Die Jagd verläuft relativ langsam bzw. über längere Zeit, da Hyänen über eine enorm lange Ausdauer verfügen und mühelos gut 10km herumtrotten können, ohne müde zu werden. Einige Forscher behaupten, dass Hyänen ein Gnu schon nach bereits 5 km erlegen können. Ist das Beutetier einmal gepackt und zu Boden gerissen, wird die Beute sogleich vertilgt. Eine ausgewachsene Hyäne kann bis zu 14 kg Fleisch auf einmal fressen!

Hyänen besitzen eines der stärksten Gebisse im gesamten Tierreich und können mit dieser effektiven Beißkraft auch die dicksten Knochen zermalmen. Hyänen ein weit gestrecktes Nahrungsspektrum. Ihre extrem konzentrierte Magensäure hilft ihnen dabei sowohl Haare und Horn als auch die zähsten und härtesten Körperteile zu verdauen.

Hyänen bewegen sich in Gruppen, oder auch Clans genannt, mit einer Größe von bis zu 100 Individuen. Diese Clans werden von den weiblichen Tieren angeführt. Das soziale Verhalten und die innere Struktur eines Clans ist sehr komplex aufgebaut, indem jedes Tier eine bestimmte hierarchische Position einnimmt, die über viele Jahre respektiert wird. Der jeweilige soziale Rang wird vom Muttertier an ihren Nachwuchs sozusagen weitergegeben bzw. „vererbt“, sodass letztendlich die jüngsten Welpen der anführenden weiblichen Hyäne in der Rangordnung höher stehen als die ranghöchste männliche Hyäne innerhalb des Clans. Die Konkurrenz zwischen den Clanmitgliedern ist stark ausgeprägt und beginnt bereits mit der Geburt, wenn die Jungtiere im Kampf um den besten Futterplatz ihre schwächeren Geschwister attackieren oder sogar töten.

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Hyänen kommunizieren unter anderem mit verschiedenen Lauten. Forscher haben bislang 11 verschiedene Laute identifiziert und aufgenommen. Das klassische und den meisten wohlbekannte „Lachen“ der Hyäne wird meist in erregten Situationen, beispielsweise bei Gefahr angewandt, aber auch um die eigene Unterwerfung zu einem Rang höherem Tier zu zeigen. Neben diesem Lach- oder Kicherlaut ist der sogenannte „wuup“ Laut während der Nacht am häufigsten und darüber hinaus über weite Entfernungen zu hören.

Ich könnte noch seitenweise fortfahren, um über diese äußerst interessanten Tiere zu schreiben. Aber ich hoffe, ich konnte dem Leser mit diesem kurzen Abriss über die Tüpfelhyäne vor Augen führen, welche Faszination diese wilden Kreaturen ausstrahlen. Hyänen lassen sich in fast allen Nationalparks von Tansania beobachten, aber am besten in der Ngorongoro Krater.

Autor: Taher Nassrulla

Geboren in Ostafrika, ist Taher schon seit seiner frühen Kindheit fasziniert von der Afrikanischen Wildnis mit ihrer ursprünglichen Natur und ihren vielfältigen Landschatfsformationen. Nach einigen Jahren in Europa, kehrte er 2004 nach Tansania zurück, um seine berufliche Laufbahn als Safari-Tourguide zu beginnen. Seitdem verbringt er soviel Zeit wie möglich im Afrikanischen Busch, um seine Fertigkeiten als Reisebegleiter und sein Wissen über Flora und Fauna stetig zu erweitern.Taher spricht fliessend Englisch, Kiswahili und Deutsch und ist ein leidenschaftlicher Fotograf. Seine langjährigen Erfahrungen und Kenntnisse über den Afrikanischen Busch teilt er gerne mit ebenso interessierten Safaribegeisterten als deutschsprechender Tourbegleiter.

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