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Geschrieben von: Juan Proll am 12. Oktober 2022

Welche Bäume gibt es in Tansania: 6 Bäume der Serengeti, die man nicht übersehen kann

Serengeti - Baumarten

Der Serengeti Nationalpark ist das Maß aller Dinge in der Wildtier-Landschaft Tansanias. Für Reisende aus aller Welt ist er ein Safari-Highlight der Spitzenklasse. Jenseits der weiten Grasflächen sind es vor allem eine Reihe von Bäumen, die der Szenerie hier ein typisch afrikanisches Flair verleihen. 6 dieser Bäume stellt der heutige Blog vor.

Schirmakazie Serengeti

Die endlosen Ebenen der Serengeti bilden die Kulisse der weltweit größten, von Menschen unbeeinflussten Tierwanderung. Alle Jahre wieder begeben sich über eine Million Gnus und hunderttausende anderer Huftiere auf einen circa 1.000 km langen Rundweg, der sich über die beiden angrenzenden Länder Kenia und Tansania erstreckt. Doch auch unabhängig davon ist das Tieraufkommen von vegetarisch lebenden Vierbeinern und fleischfressenden Raubtieren immens. Sehr zur Freude der Touristen auf einer der begehrten Safari-Touren.

In der Wahrnehmung der Serengeti fallen häufig aber auch die Bäume auf. Zum einen, weil Löwen, Leoparden und einige faszinierende Raubvögel darin sitzen. Zum anderen aber auch, weil sie für Reisende der Inbegriff einer „afrikanischen Landschaft“ sind. Doch welche Bäume gibt es in Tansania? 6 der typischen Serengeti-Bäume möchte ich euch heute vorstellen.

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Die Schirmakazie (Acacia tortilis)

Die Schirmakazie ist der Baum, der Afrika repräsentiert wie kein zweiter. Wie mächtige Sonnenschirme stehen sie schattenbietend in der Savanne. Darunter noch ein Löwe bei seiner Siesta oder darüber hinwegschauend eine Akazienblätter kauende Giraffe und das Bild stimmt perfekt mit allen Vorstellungen von Afrika überein.

Von den verschiedenen Schirmakazienarten ist in der Serengeti vor allem Acacia tortilis (Vachelia tortilis) vertreten. Wie andere Akazien auch dienen sie zahlreichen Tieren als Futterquelle, ohne es sein zu wollen. Vor allem die Giraffen empfinden sie als lästig und wehren sich mit der Produktion von Tanninen. So „versalzen“ sie den respektlosen Äsern die Suppe und „vergiften“ ihre Blätter. Das führt zwar nicht zum Tod, macht dem Magen aber Probleme. Und weil die Akazien gelernt haben, dass der Zusammenhalt untereinander die Überlebenschancen in der Serengeti erhöht, schicken sie Botenstoffe (Ethen) los, um ihre Artgenossen im Umkreis zu warnen. So können diese schon die Tanninüberdosierung vorbereiten, bevor sich überhaupt jemand auf ihre Blätter stürzt.

Vielleicht habt ihr Giraffen während ihrer Futtertour schon einmal Lächeln sehen? Sie tun es wahrscheinlich, weil sie sich über das zierende Verhalten der Akazien lustig machen. Statt in Windrichtung der Botenstoffe ihre Lieblingsspeise anzusteuern, bewegen sie sich bei der Futtersuche gegen den Wind.

Schirmakazie Acacia tortilis

Afrikanische Myrreh (Commiphora africana)

Sollte eine Giraffe tatsächlich mal zu viele tanninüberdosierte Akazienblätter gefressen und Magenprobleme haben, dann wäre die Commiphora africana das Gegengift. Zumindest werden Rinde, Wurzeln und Beeren in der traditionellen Medizin für eine Vielzahl von Behandlungen benutzt, darunter tatsächlich auch Magenbeschwerden. Aber ebenso Koliken bei Kindern, Leberprobleme und Hautausschläge können damit bekämpft werden.

Die Commiphora africana ist die am häufigsten anzutreffende der verschiedenen Commiphora-Arten in der Serengeti, vor allem im östlichen Teil des Parks. Von den Schirmakazien könnt ihr sie nicht nur wegen ihrer Form leicht unterscheiden. Auffällig ist auch die sich abschälende, papierartige blau-gelbe Rinde der Commiphora.

Afrikanische Myrreh

Die Gelbrinden-Akazie oder Fieber-Akazie (Acacia xanthophloea)

Mit Krankheiten hat auch dieser Baum zu tun. Aber anders als es auf den ersten Blick erscheint. Zunächst einmal kommt der Teil „xanthophloea“ im wissenschaftlichen Namen des Baumes aus dem Griechischen, bedeutet „gelbe Rinde“ und ist sehr markant am Baum. Insofern ist die Übersetzung nicht Gelbfieber-Baum, sondern Gelber Fieberbaum.

Die umgangssprachliche Bezeichnung Fieberbaum kommt aus der Kombination von zwei Dingen: Zum einen von seiner Neigung, in sumpfigen Gebieten, Auenwäldern, an Seeufern oder hochgelegenen Grundwassergebieten zu wachsen. In der Serengeti sind es vor allem feuchte Gebiete mit schwarzer Baumwollerde wie zum Beispiel entlang von Flüssen. Zum anderen stellten europäische Siedler in der Region fest, dass in Gebieten mit Malariafieber verstärkt diese gelben Bäume standen. Also schlussfolgerten sie, dass die „Fieberbäume“ der Grund für die Malaria sind. Heute wissen wir es besser: Malariafieber wird durch Moskitos verbreitet, die in sumpfigen Gebieten leben, in denen diese Baumart gut gedeiht.

Fieber-Akazie

Leberwurstbaum (Kigelia africana)

Zugegeben: diesen großen Baum findet ihr nicht ganz so häufig in der Serengeti. Umso beeindruckender ist er, wenn ihr ihn seht. Der deutsche Name verrät schon viel. Hier nennen wir ihn „Leberwurst-Baum“. Es sieht tatsächlich so aus, als ob an diesem Baum an langen Stängeln hängend überdimensionierte Leberwürste wachsen. Diese Früchte können locker 60 cm und größer werden. Aber Vorsicht: Sie sind giftig. Zumindest für Menschen.

Die Früchte sind bevorzugte Nahrungsquellen für große Säugetiere wie Elefanten, aber auch Paviane können die harten „Beeren“ öffnen. Irgendwann fallen die reifen Früchte vom Baum und verrotten dort, wenn sie nicht zuvor gefressen werden. In beiden Fällen aber setzen sie Samen frei – entweder direkt oder aber nach einem langen aufregenden Weg durch den Verdauungstrakt.

Jeder Guide in der Serengeti erzählt dir, dass der schlechteste Platz zum Campen unter einem Wurstbaum ist: „Wenn die 5 bis 10 kg schweren Früchte euch nicht zerquetschen, dann werden die Elefanten es tun, wenn sie kommen, um die Früchte zu sammeln.“

Übrigens ist ein weit verbreiteter Glaube unter den Locals, dass die Früchte des Leberwurstbaums Wirbelstürme abwehren können, wenn man sie in der eigenen Hütte aufhängt.

Würgefeige (Ficus thonningii)

Schon der Name klingt wie eine Drohung: die Würgefeige. Es hört sich so an, als sollte man ihr nicht zu nahe kommen. Stellt euch vor, ihr steht irgendwo nett in der Sonne und plötzlich beginnt eine kleine Pflanze sich an euch emporzuranken. Ihr habt keine Chance zu entkommen. Und während dieser Parasit euren Körper nutzt, um der Sonne näher zu klettern, verzweigt und verdickt er sich erbarmungslos. Langsam, aber sicher werdet ihr stranguliert und verschwindet gleichzeitig in dem immer dichter werdenden Netz der Pflanze. Während ihr nun von außen kaum noch sichtbar seid, beginnt drinnen bereits der Verrottungsprozess. Was bleibt ist die Hülle einer Pflanze, die euch für ihr Überleben nicht mehr braucht.

Ja, die Natur kann brutal sein. Wenngleich dieser Angriff der Würgefeige nicht auf Menschen, sondern auf Bäume erfolgt, so ist das Ergebnis doch das gleiche. Aber der Baum produziert das ganze Jahr über sehr nahrhafte Blätter, Zweige und Rinden in großen Mengen, die das Leben der Wildtiere vereinfachen.

Die Würgefeige gilt regional als heiliger Baum. Unter den Kikuyu- und Mount-Kenia-Stämmen zum Beispiel kann er Regen bringen, wenn ein Elder („Älterer“) ihrem Gott Ngai ein Opfer darbietet, indem er den Rauch eines gerösteten, gemästeten Lamms in Richtung Baum fächert.

Würgefeige
Diese Würgefeige findet ihr im Arusha Nationalpark, nicht in der Serengeti

Kandelaber-Baum (Euphorbia candelabrum)

Der Kandelaber-Baum erscheint vom Aussehen auf den ersten Blick tatsächlich wie ein riesiger Kerzenständer mit unzähligen Kerzenhaltern. Nichts, was man sich bei einem romantischen Abendessen auf den Tisch stellen möchte. Aber vielleicht am Rande eines Bush-Dinners?

Den Kandelaber-Baum abzubrennen kann ich aber nicht empfehlen. Es ist ein Wolfsmilchgewächs. Der weiße Latexsaft der Pflanze ist giftig. Nun sollte man Rauch sowieso nicht einatmen. Aber zusammen mit den Wolfsmilchstoffen im Qualm erst recht nicht. Schon die Berührung mit der dickmilchigen Brühe kann zu Hautirritationen und bei einem Kontakt mit den Augen zu Blindheit führen.

Der Baum, der in der Serengeti vor allem in den westlichen und nördlichen Teilen weit verbreitet ist, hat noch eine weitere Besonderheit: Er sieht aus wie ein pflanzlicher Zwitter: Oben herum wirkt er wie ein Kaktus und unten am Stamm wie ein normaler Baum.

Candelabra euphorbia tree

Tansania ist voller Highlights. Die Serengeti gehört zu den beliebtesten Safari-Destinationen. Wir stehen gerne für Rückfragen und Unterstützung bei der Planung deiner Tansania-Reise bereit, egal ob auf einer privat-geführten Safari oder einer Kleingruppenreise. Hier vor Ort wissen wir über die aktuelle Lage immer gut Bescheid. Also melde dich bei uns!

Autor: Juan Proll

Reisen war schon immer Juan Prolls große Leidenschaft: Drei Jahre in Lateinamerika, zwei Jahre in Südostasien und Ozeanien sowie Kurzreisen bis zu neun Monaten in Europa, Mittelamerika und Nordafrika. 2010 entschied er sich, seinen Beruf in Deutschland als Lehrer der Erwachsenenbildung und Leiter eines Kompetenzzentrums für Migrationsfragen an den Nagel zu hängen und in Südafrika Ranger zu werden. Seit 2011 ist Juan nun in Afrika unterwegs, bereiste das südliche und östliche Afrika und bestieg auch den Kilimandscharo in Tansania. Zunächst aber machte er seine Nature-Guide-Ausbildung in Südafrika und arbeitete in einem Big Five Wildreservat. Mit weiteren Ausbildungen und intensivem Selbststudium zum Cultural Guide hat Juan seitdem sein Wirkungsfeld über die Tierwelt hinaus auf Land und Leute ausgedehnt. Mitte 2013 wechselte er zu Africa-Experience und führt seitdem als Safari Guide Reisende durch Afrika. Juan ist Mitglied im Berufsverband Field Guides Association of Southern Africa.

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