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Geschrieben von: Taher Nassrulla am 24. August 2016

Giraffen – die eleganten Riesen der Savanne

Young Giraff

Giraffen gehören mit ihrem anmutigen und meist sanften Auftreten zu einer der faszinierendsten Tiere des afrikanischen Buschs. Während einer Safari begegnet man diesen graziösen Riesen immer wieder. Allgemein spricht man von 9 Unterarten von Giraffen, wobei nur eine einzelne Art in Tansania beheimatet ist, bekannt als die Maasai Giraffe. Alle Giraffenarten unterscheidet man anhand der Farbmusterung des Haarkleids.

Die Bezeichnung Giraffe stammt ursprünglich aus dem Arabischen und läßt sich auf das Wort “Zirapha” zurückführen, was ungefähr mit “schneller Geher“ übersetzt werden kann. Erst im 17. Jahrhundert wurde der Begriff Giraffe vom französischen „Girafe“ in die englische Sprache übertragen.

Besonderes Merkmal ist unzweifelhaft die hochgewachsene Gestalt der Giraffe. Eine männliche Giraffe kann im erwachsenen Stadium eine Höhe von bis zu sechs Meter erreichen. Giraffen zählen damit zu den höchsten aller landlebender Tiere auf dieser Welt. Auch das Gewicht eines Giraffenbullen ist mit über einer Tonne beeindruckend, das Körpergewicht der weiblichen Tiere liegt dabei nur etwas darunter. In freier Wildbahn können Giraffen 25 Jahre alt werden. Weite Savannen und Graslandschaften sowie offene Waldgebiete sind der bevorzugte Lebensraum dieser majestätischen Säugetiere. Ihr Verbreitungsgebiet umfasst das gesamte Gebiet des sub-saharischen Afrikas, sprich vom Tschad bis hinunter nach Südafrika.

Giraffen ernähren sich hauptsächlich von Akazienblättern, die sie mit Hilfe ihrer langgestreckten Körperhaltung leicht erreichen können. So kommen sie meist als erster in den Genuss der saftigen und jungen Akazienblätter, die für andere Pflanzenfresser unerreichbar bleiben. Mit Hilfe ihrer bis zu 45cm langen und dunkelvioletten Zunge greifen sie nach einem Akazienzweig und streifen die Blätter ab. Durch sogenannte Papillen sind die Lippen sowie die innere Mundhöhle vor den spitzen Dornen der Akazie geschützt.

Trotz ihres langen Halses besitzt die Giraffe nur sieben Halswirbel und damit die gleiche Anzahl von Halswirbeln wie beim Menschen! Ebenfalls auffällig ist das überaus leistungsstarke Herz der Giraffe, welches für die regelmäßige Blutzirkulation bis hoch hinaus zum Gehirn sorgen muss. Aufgrund dieser Fähigkeit, einen solch enormen Blutdruck aufzubauen, ist auch die imposante Größe des Herzes mit einem Gewicht von bis zu 11kg und eine Länge von bis zu 60cm nicht verwunderlich.

Die Bullen nutzen ihre langen Hälse als Dominanz- aber auch als Angriffsmittel. Dieses Verhalten wird auch als „Necking“ bezeichnet. Dabei stehen zwei Bullen dicht nebeneinander und schwingen ihre Hälse gegeneinander in der Hoffnung, dem Gegner einige heftige Schläge auszuteilen. Diese Rivalitätenkämpfe können bis zu 30 Minuten andauern und manche Bullen gehen mit gebrochenen Knochen oder noch schwerwiegenden Verletzungen aus dem Kampf, die manchmal bis zum Tod führen können. Der Stärkere hat nun das Vorrecht, sich mit den Weibchen zu paaren.

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Beide Geschlechter besitzen die markanten Hörner an der Stirnseite des Kopfes, die im englischen Sprachgebrauch auch als Ossciones bezeichnet werden. Anhand der Gestalt dieser Hörner läßt sich das Geschlecht der Giraffe relativ leicht bestimmen. Die Hörner der männlichen Giraffe sind um einiges stärker ausgeprägt und meist durch einige Kämpfe bereits unbehaart bzw. abgerieben. Die Hörner der Weibchen sind um einiges dünner und sind am oberen Ende mit Haarbüscheln versehen.

Die Tragezeit einer weiblichen Giraffe beträgt bis zu 450 Tage! Nach dieser ausgesprochen langen Tragezeit wird nur ein einzelnes Giraffenkalb geboren. Da das Muttertier während der Geburt aufrecht steht, „fällt“ sozusagen das neugeborene Kalb aus ungefähr zwei Metern Höhe auf die Welt. Trotz dieser recht unsanften Geburt gibt es mehrere Gründe, warum weibliche Giraffen im aufrechten Stand ihre Jungen gebären. Zum einem wird beim dem langen Fall aus dieser Höhe die Nabelschnur durchtrennt, zum anderen hilft es das Atmungssystem des neugeborenen Kalbs zu aktivieren. Das junge Kalb kann nach der Geburt sofort aufrecht stehen und weist bereits eine Höhe von zwei Meter auf.

Das Muttertier und ihr Junges schließen sich mit anderen Giraffenmüttern und deren Nachwuchs zusammen und bilden so eine eigene kleine Herde. Die Giraffenmütter teilen sich in dieser Kindergarten-Herde die Aufsicht ihrer Jungtiere und können sich so von Zeit zu Zeit von der Herde absetzen, um auf eigene Futtersuche zu gehen.

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Gelegentlich werden Giraffen von Löwen angegriffen und getötet, jedoch birgt die Jagd auf eine ausgewachses Giraffe selbst für Löwen immer ein lebensgefährliches Risiko in sich. Daher sind es meist junge Giraffen, die Löwen und Leoparden, aber auch Hyänen und Wildhunden zum Opfer fallen. Vereinzelt werden Giraffen auch durch Krokodile getötet. Dies passiert in der Regel beim Trinken, wenn die Giraffe ihre Vorderbeine weit auseinanderspreizen muss, um mit ihrem Hals die Wasseroberfläche erreichen zu können. Diese Position sieht nicht nur recht unbeholfen aus, sondern macht die Giraffe zugleich am verwundbarsten, da diese tiefgebeugte Stellung eine schnelle Flucht verhindert.

Wenn Sie das nächste Mal auf Safari sind, achten Sie einmal auf den Gang der Giraffe. Sie werden schnell bemerken, dass Giraffen gleichzeitig das Vorder- und Hinterbein derselben Seite vorwärtsbewegen. Es ist erstaunlich, dass diese hochgewachsenen Giganten nicht umfallen, wenn ihr gesamtes Gewicht lediglich auf dem jeweils linken oder rechten Beinpaar liegt. Trotz dieser eigentümlichen Gangart, sollte man ihre Schnelligkeit nicht unterschätzen, denn Giraffen können im schnellen Galopp über 60 Stundenkilometer erreichen. Auch sind sie sehr ausdauernd, indem sie eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 50 Stundenkilometern über mehrere Kilometer hinweg durchhalten können.

Um diese majestätischen Lebewesen in ihrer vollen Lebensgröße und in freier Wildbahn beobachten zu können, besucht man am besten den Arusha Nationalpark, der eine große Giraffenpopulation besitzt.

Autor: Taher Nassrulla

Geboren in Ostafrika, ist Taher schon seit seiner frühen Kindheit fasziniert von der Afrikanischen Wildnis mit ihrer ursprünglichen Natur und ihren vielfältigen Landschatfsformationen. Nach einigen Jahren in Europa, kehrte er 2004 nach Tansania zurück, um seine berufliche Laufbahn als Safari-Tourguide zu beginnen. Seitdem verbringt er soviel Zeit wie möglich im Afrikanischen Busch, um seine Fertigkeiten als Reisebegleiter und sein Wissen über Flora und Fauna stetig zu erweitern.Taher spricht fliessend Englisch, Kiswahili und Deutsch und ist ein leidenschaftlicher Fotograf. Seine langjährigen Erfahrungen und Kenntnisse über den Afrikanischen Busch teilt er gerne mit ebenso interessierten Safaribegeisterten als deutschsprechender Tourbegleiter.

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